In Tabaristân, dem Land des Wissens, der Literatur und des Fiqh [der islâmischen Rechtslehre], und in einer der schönsten Städte dort, der uralten Stadt Amul, Hauptstadt von Tabaristân, die jetzt in Aserbaidschan südlich vom Kaspischen Meer liegt, wurde im Jahre 224 n. H. der beste Gelehrte seiner Zeit, der Imâm Muhammad Ibn Dscharîr At-Tabarî geboren. Er wurde At-Tabarî nach Tabaristân genannt, wie jeder Bewohner von Tabaristân auch Tabarî genannt wird, denn sie führten viele Kriege und jeder von ihnen trug eine Waffe (eine Streitaxt) in der Hand, die aus einem Baum namens Tabar hergestellt wurde.
Sobald er das lernfähige Alter erreicht hatte, stellte ihn sein Vater unter die Obhut der Gelehrten von Amul. Bald entfaltete sich sein Verstand und die Zeichen seiner Begabung zeigten sich. Diese frühe Begabung veranlasste seinen Vater, die Ausbildung seines Sohnes fortzusetzen, zumal er einen Traum gesehen hatte, der ihn optimistisch stimmte. At-Tabarî erzählte: „Mein Vater sah im Traum, wie ich mit einem Sack voller Steine vor dem Propheten sitze und davon vor ihm werfe. Er erzählte seinen Traum einem Traumdeuter, der ihm sagte: »Wenn dein Sohn älter wird, wird er die Leute in der Religion beraten und die Scharî‘a verteidigen.« Deswegen war mein Vater bestrebt, mich bei der Suche nach Wissen zu unterstützen, als ich noch jung war.“
Ibn Dscharîr bereiste die Länder auf seiner Suche nach Wissen, in Bagdad lernte er den Fiqh (islâmische Rechtswissenschaft), in Kufa studierte er die Feldzüge und Biografien, dann reiste er nach Ägypten und auf seinem Weg dorthin blieb er paar Tage in Beirut, wo er den Qurân nach der Lesart der Syrer lernte. Dann machte er sich weiter auf den Weg nach Ägypten, wo er sich Wissen aneignete und die Qurân-Lesart von Hamza und Warsch lernte. Nach Bagdad zurückgekommen, widmete er sich die meiste Zeit dem Wissen, Studium und Verfassen; die übrige Zeit arbeitete er im Handel, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
At-Tabarî war von hohen Bestrebungen erfüllt und sehr fleißig. Es ist von ihm überliefert, dass jemand ihn etwas in der Verslehre (die Wissenschaft, die zwischen der Poesie und Prosa unterscheidet) fragte. In dieser Wissenschaft war At-Tabarî nicht so gut bewandert, deswegen entgegnete er dem Fragenden: „Ich habe heute einen Schwur getan, nicht über Verslehre zu reden; komm also morgen zu mir!“ Abû Dscha’far (At-Tabarî) verlangte dann nach einem Buch über Verslehre und studierte es in der Nacht und sagte dann: „Gestern Nacht war ich kein Gelehrter der Verslehre, heute Morgen bin ich es geworden.“
Ibn Dscharîr beherrschte mehrere Wissenschaften und leistete darin seinen Beitrag, bis er der unbestrittene Imâm seiner Zeit geworden war. Man sagte von ihm: „Er war wie der Qurân-Gelehrte, der nichts Anderes kannte als den Qurân, wie auch der Hadîth-Gelehrte, der nichts Anderes kannte als den Hadîth, wie auch der Faqîh (Rechtsgelehrte), der nichts Anderes kannte als den Fiqh, und auch wie der Grammatiker, der nichts Anderes kannte als die Grammatik. At-Tabarî pflegte vierzig Jahre lang jeden Tag vierzig Seiten zu schreiben, wobei er mit all dem, womit er dem Islâm und den Muslimen nutzte, nur die Belohnung von Allâh beabsichtigte.
At-Tabarî gehörte zu den enthaltsamen Gelehrten, er pflegte in der Nacht freiwillige rituelle Gebete zu verrichten, er war sauber in seinem Äußeren und in seinem Inneren, anmutig, gesellig und höflich in all seinen Situationen.
Zu seinen großartigsten Werken gehören die als (Tafsîru-t-Tabarî) bekannte Qurân-Exegese in 30 Teilen, die zu den besten und großartigsten Auslegungen gehört, (Tarîchu-r-rusuli Wa-l-Mulûk) die Geschichte der Gesandten und Könige in elf Teilen, das als das umfassendste arabische Geschichtswerk betrachtet wird, das Werk (Latîfu-l-qaul fi Ahkâmi Scharâ‘i-l-Islâm) Die guten Worte über die Vorschriften der islâmischen Scharî‘a und viele andere mehr.
Am Samstag, zwei Tage vor dem Ende des Monats Schawwâl im Jahre 310 n. H. ging er in seinen Schöpfer ein und hinterließ den Muslimen ein reichliches Erbe an Wissen, das dem Islâm und den Muslimen Nutzen brachte. Möge Allâh es ihm mit dem Besten vergelten!