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Die verborgenen Zeiten der Vergebung – Teil 1

Die verborgenen Zeiten der Vergebung – Teil 1

Allâh der Erhabene hat in Seiner Weisheit bestimmt, dass der Weg zu Seinem Paradies und zur Erlangung Seines Wohlgefallens mit Unangenehmem und Anstrengungen, die den eigenen Begierden zuwiderlaufen, verbunden ist. Doch gleichzeitig hat Er besondere Zeiten herausgehoben, in denen Er Seine Anbeter mit reichlichem Segen begnadet. Wer sich ihrer bedient, darf sich an der Erleichterung erfreuen, wenn er die Früchte seiner Taten im Jenseits erntet. Er teilte diese gesegneten Zeiten der Vergebung in zwei Kategorien ein:

1) Die bekannten Zeiten, die durch klare Hinweise und kosmische Zeichen erkennbar sind und die von allen Menschen wahrgenommen werden, z. B. das letzte Drittel der Nacht, in der Allâh der Erhabene in einer Ihm gebührenden Weise zum niedrigsten Himmel herabsteigt und zu Seinen Anbetern spricht: „Wer fleht mich an, damit Ich ihm geben kann? Wer bittet Mich, damit Ich ihm antworten kann? Wer bittet Mich um Vergebung, damit Ich ihm verzeihen kann?“

Ein weiteres Beispiel ist der gesegnete Monat Ramadân, den Allâh der Erhabene für die Gemeinschaft der Muslime zu einer jährlich wiederkehrenden Möglichkeit gemacht hat, in der Er diejenigen, die sich Ihm annähern, in höhere Ränge erhebt und sie vor dem Höllenfeuer rettet. Weitere Beispiele sind der Tag von Arafa und die ersten zehn Tage des Monats Dhû Al-Hiddscha.

2) Die zweite Kategorie sind die gesegneten Zeiten, die Allâh der Erhabene innerhalb von anderen religiösen Riten und gesegneten Zeiten und Momenten verborgen hat, so dass sie nur von denen erlangt werden, die über starke Entschlossenheit verfügen, aufrichtig die Vergebung ihres Herrn erstreben, keine Mühen scheuen und alle verfügbaren Mittel einsetzen, um sie gebührend zu nutzen. Sie suchen den Weg der Befreiung trotz der Anstrengungen und geben nicht vor, sich auf Allâh zu verlassen, ohne die verfügbaren Mittel zu nutzen. Sie wissen nämlich, wie hoch der Preis für das ist, was sie anstreben. Ein Beispiel für eine solche Zeit der Vergebung ist das „mittlere Gebet“, auf dessen Verdienst Allâh der Erhabene mit zwei aufeinanderfolgenden Befehlen im gleichen Zusammenhang eingeht. Er sagt in ungefährer Bedeutung: „Haltet die Gebete ein, und (besonders) das mittlere Gebet, und steht demütig ergeben vor Allâh” (Sûra 2:238). Es gibt fünf verschiedene Auslegungen, welches das „mittlere Gebet“ unter den fünf Pflichtgebeten sei. Die Schlussfolgerung ist, dass die Belohnung für das „mittlere Gebet“ mit Gewissheit nur von jenem erlangt werden kann, der regelmäßig alle fünf Pflichtgebete verrichtet.

Das Gleiche gilt für die Stunde am Freitag, über die es heißt, dass kein Mu’min Allâh den Erhabenen um etwas bittet, ohne dass Er es ihm gewährt. Ähnlich ist es bei der Laila Al-Qadr (die Nacht der Bestimmung), in der die Belohnung für die Anbetung höher ausfällt als die Belohnung dafür, dass man sich 83 Jahre und 3 Monate (im Text: 1000 Monate; A. d. Ü.) lang der Anbetung widmet; ein Zeitraum, der ungefähr dem höchsten Alter gleichkommt, das ein Mensch heutzutage erreicht.

Al-Munâwî (Allâh erbarme sich seiner) sagte: „Die Fülle solch reichlicher Segnungen wird erkennbar an den Toren der Schätze der göttlichen Gnade, die er während dieser gesegneten Zeiten öffnet. In ihnen gewährt Allâh der Erhabene Seinen Anbetern einen reichlichen Anteil an Seiner Gnade. Wer sich in ihr mit Ernsthaftigkeit und aufmerksamem Herzen hingibt, gewinnt auf einmal einen so großen Anteil, der weit über die Segnungen hinausreicht, die den Menschen über lange Zeiträume ihres Lebens gewährt werden. Wenn es um die Belohnung für gute Taten geht, werden die Schätze der Belohnung in gebührendem Maße verteilt, aber die Belohnungen einer einzigen gesegneten Zeit aus den Schätzen der göttlichen Gnade werden auf einmal gewährt, und nicht als eine Belohnung mit spezifischem Maß und Zeit. Der genaue Zeitpunkt solcher gesegneten Zeiten und Stunden ist unbekannt und den Menschen verborgen, damit sie ernsthaft nach ihnen suchen; wie in der Laila Al-Qadr und der besonderen Stunde am Freitag, in der die Gebete erhört werden. Ihre genauen Zeiten sollen unbekannt bleiben, so dass wir sie die ganze Zeit suchen, egal in welchem Zustand wir sind, selbst bei der Erledigung weltlicher Angelegenheiten. Wer sich ernsthaft bemüht, sich in diesen Zeiten der Anbetung zu widmen, wird sicherlich von solchen gesegneten Zeiten Gebrauch machen, denn in ihnen sind die Schätze der göttlichen Gnade geöffnet: So wird er mit ewigem Glück gesegnet.“

Betrachten wir die Laila Al-Qadr genauer, so stellen wir fest, dass die Anbetung Allâhs des Erhabenen in dieser einzigen Nacht besser ist als all die Anbetungshandlungen eines 100-jährigen Menschen, der sein Leben voll und ganz der Anbetung gewidmet hat, wenn wir annehmen, dass er ungefähr im Alter von siebzehn vollreif geworden ist. Zweifellos ist diese Nacht eine seltene Chance oder vielmehr eine Gelegenheit, die man nur einmal im Leben erhält: Denn in ihr sind allen Sündern und nachlässigen Menschen die Türen zur Vergebung geöffnet, damit sie zu Allâh dem Erhabenen zurückkehren und die vergeudeten Jahre und Momente ihres Lebens wiedergutmachen. Es überrascht nicht, dass Allâh der Erhabene das genaue Datum jener Nacht verheimlicht hat, damit es nur von einem wirklich fleißigen Sucher erreicht wird.

Perlen liegen in ihren Muscheln auf dem Meeresgrund verborgen, und werden daher nur von denen aufgespürt, die ernsthaft nach ihnen suchen und sie mit Umsicht und Eifer an allen möglichen Orten finden wollen. Vielleicht ist dies die Weisheit, warum das genaue Datum verborgen ist, damit die Menschen angeregt werden, in den letzten zehn Tagen des Ramadân danach zu suchen. Somit werden sie sich hingeben in Anbetung, Flehen und der Rezitation des Dhikr. Wäre das genaue Datum jedoch bekannt, würden sie sich damit begnügen, allein diese Nacht der Anbetung zu widmen und die anderen Nächte vernachlässigen.

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