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Islâm und Moderne - Teil 12: Sittliche Verantwortung des Individuums

Islâm und Moderne - Teil 12: Sittliche Verantwortung des Individuums

Sittliche Verantwortung des Individuums in der islâmischen Wertordnung

 
Es ist die Einheit Gottes, die in uns die Einheit der Gemeinde ausströmt, als seien wir eine einzige Familie seit der Zeit des Propheten  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken bis zum heutigen Tag, die uns vielmehr verbindet mit allen Anhängern aller anderen Propheten vor Muhammad  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken und uns sogar in Kontakt hält mit allen Komponenten des Universums, da alle Allâhs Knechte sind.
 
„Es gibt viele Varianten im Islâm, da sich die Religion in den vergangenen 1400 Jahren über alle Teile der Welt ausgebreitet hat, und jede Nation, jede der zahlreichen Sprachen, in denen sich die Muslime ausdrücken, hat neue kleine Nuancen hinzugefügt. Und doch bleibt die große Einheit bestehen – wie ein gewaltiger Baum mit Ästen, Zweigen, Blättern, Blüten und Früchten und Nestern für Vögel und anderes Getier, ja vielleicht mit Luftwurzeln wie ein Banyanbaum, der eines ist und doch einem Walde gleicht. Diese Einheit reflektiert die große göttliche Einheit: es gibt ein heiliges abschließendes Buch in einer geheiligten Sprache, dem Arabischen, man glaubt an einen, den letzten Propheten, richtet sich nach einem Ort, der Ka’ba in Makka, beim Gebet.“
 
Darüber hinaus erklärt sich diese Einheitlichkeit auch auf einer anderen Ebene: Der Islâm versteht sich gar nicht als eine neue Religion, sondern als die Religion, die alle Propheten und Gesandten verkündet haben. Lediglich wird er in seiner endgültigen Form mit dem Propheten Muhammad  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken abgeschlossen. So spricht der Qurân zu den Muslimen:
 
„Er hat euch von der Religion festgelegt, was Er Nûh anbefahl und was Wir dir (als Offenbarung) eingegeben haben und was Wir Ibrâhîm, Mûsa und Îsâ anbefahlen: Haltet die (Vorschriften der) Religion ein und spaltet euch nicht darin (in Gruppen). Den Götzendienern setzt das schwer zu, wozu du sie aufrufst. Allâh erwählt dazu, wen Er will, und leitet dazu, wer sich (Ihm) reuig zuwendet.“ (Sûra 42:13)
 
Derart klingt es völlig damit harmonisch, wenn sich der Islâm als Botschaft. über alle Menschen an alle Völker wendet:
 
„O ihr Menschen, Wir haben euch ja von einem männlichen und einem weiblichen Wesen erschaffen, und Wir haben euch zu Völkern und Stämmen gemacht, damit ihr einander kennenlernt. Gewiss, der Geehrteste von euch bei Allâh ist der Gottesfürchtigste von euch. Gewiss, Allâh ist Allwissend und Allkundig.“ (Sûra  49:13)
 
So wird jedwede Art von Rassismus im Keim erstickt, die Ehre und der Rang des Menschen werden nun mit anderen Maßstäben ermessen als mit Abstammung, Farbe, Sprache oder mit der gesellschaftlichen Position.
 
Damit hängt das Prinzip der Gleichheit zusammen, wenn der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken sagt: “Alle Menschen sind von Âdam gekommen und Âdam wurde von der Erde geschaffen. Ein Araber hat keine höhere Stellung als ein Nichtaraber und umgekehrt, es sei denn durch Gottesfurcht.” Diese Gleichheit fügt sich in die Totalität des Islâm.
 
Diese Religion, trotz ihrer arabischen Offenbarungssprache, ist eine auf alle Menschen bezogene Anschauung, welche die Befreiung des Menschen überhaupt zum Ziel hat. Die Offenbarung in einer gewissen Sprache - der Islâm beachtet alle Sprachen als Wunderzeichen Gottes:
 
„Und zu Seinen Zeichen gehört die Erschaffung der Himmel und der Erde und (auch) die Verschiedenheit eurer Sprachen und Farben. Darin sind wahrlich Zeichen für die Wissenden.“ (Sûra 30:22) - ist ein Garant gegen jeglicher Art von Verfälschung.
 
Deswegen sagt Gott: „Wir haben es als einen arabischen Qurân hinabgesandt, auf dass ihr begreifen möget.” (Sûra 12:2).Das heißt bereits nicht, dass es sich hier etwa um eine lokale oder nationale Religion, wie manche Unwissenden oder Bösewichte es gerne interpretieren wollen; der Ruf des Islâm gilt jedem Menschen auf Erden, Hunderte von Qurânversen und prophetischen Sprüchen stellen das deutlich klar.
 
Es geht hier also um eine Religion für alle Menschen in einer menschlichen Sprache, wie es früher der Fall war mit dem Hebräischen für Mûsâ und Îsâ. Es geht hier bloß um den Zugang zum Qurân selbst, Gott will uns darauf hinweisen, dass die Offenbarungssprache - in unserem Fall hier die  arabische - den einzigen Zugang bedeutet, um sich mit dem Qurân zu befassen. Ohne kompetente Sprachkenntnisse darf man den Qurân nicht auslegen.
 
Ferner bedeutet der Begriff arabischer Qurân, dass jegliche Übertragung oder Übersetzung den Titel Qurân nicht tragen darf. Qurân ist nur das, was auf Arabisch herabgesandt und auf Arabisch noch heute rezitiert wird, wie es seit Muhammad  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken rezitiert wurde.
 
Die Übersetzung ist natürlich möglich, jedoch muss sie nicht als Qurân bezeichnet werden. Die lange Geschichte der Verfälschung heiliger Bücher gibt uns eine klare Begründung für dieses islamische Verhalten; die letzte Offenbarung muss so bleiben, wie Gott sie hinabsandte, ohne Fälschung, ohne menschliche Eingriffe in das Wort Gottes.
 
Das ist ein Wunder an sich, die wir Muslime noch heute leben und erleben. Auch will der Islâm die Würde aller Menschen unversehrt behalten, ihre Rechte bewahren, genauso wie er es will, dass sie ihre Aufgaben erfüllen, so dass ihre zivile Freiheit völlig realisiert wird. Diesem Standpunkt liegen hohe Prinzipien zugrunde, die allen leeren Parolen der Menschenrechte von heute vorausgehen:„Es gibt keinen Zwang im Glauben.“ (Sûra 2:256), „Und Wir haben ja die Kinder Adams geehrt;“ (Sûra 17:70) usw.
 
- Islâm ist Ausgewogenheit und Mäßigung innerhalb der Vielfalt: er ist kein Kulturgut der Idealisten gegen die Realisten, Geistigorientierten gegen die Materialisten usw, sondern er erfüllt für alle ihre Wünsche und gibt jedem, was er sucht. Hier gibt es weltliche und religiöse Tradition, rechtliche und mystische, literarische und wissenschaftliche, theoretische und praktische, künstlerische und handwerkliche Tradition.
 
Hier findet man auch Rechtsschulen, wissenschafliche Methoden der Überlieferung (vor allem des Propheten  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken ), Richtungen der Qurânauslegung, Theorien der muslimischen Theologen, Medizin, Physik, Soziologie im selben Rahmen nebeneiander.
 
- Islâm ist Toleranz. Im Islâm findet jeder Religionsanhänger Platz, egal was seine Religion ist. Der Islâm erkennt alle heiligen Bücher und Gesandten an, die Allâh zu den Menschen geschickt hat, und er regelt humane Maßnahmen, wie man mit Andersgläubigen umgeht. Zu seiner Anschauung gehört es, dass die Unterschiede zwischen Menschen einer göttlichen Entscheidung entstammen. Über diese Unterschiede wird Allâham Gerichtstag richten.
 
Deswegen haben immer nicht Muslime ihre Heimat unter Muslimen gehabt und viele Andersgläubige haben auch zur Förderung der islâmischen Kultur beigetragen, denn sie fühlten sich darin heimisch.
 
- Flexibilitàt des Islâm ist jener Faktor, der die innere Fruchtbarkeit und den inneren Reichtum des Islâm möglich macht. Trotz seiner religiösen Natur und trotz seiner moralischen Grundlagen ist der Islâm in der Lage, jeglicher Art von Entwicklung oder Fortschritt mit adäquaten Regelungen zu begegnen, was ihm selbstständige Erneuerung und dauerhaftes Entwickeln verleiht, ohne seine Eigenschaften zu verlieren. Denn die Prinzipien des Islâm sind immer dieselben, die Mitteln und die Instrumente können aber sich ändern.
 
Deswegen sträubt sich die islâmische Kultur nicht, von den Erfahrungen anderer Völker Nütze zu machen, sowohl in politischen wie auch in wirtschaftlichen, administrativen, industriellen, agrarwirtschaftlichen Bereichen, in Städtebau, Gesundheitswesen, Technik usw, solange die organisierenden Regeln islâmisch sind.
 
Diese Flexibilität ist das Resultat der Fähigkeit des Islâms, das Veränderliche im Rahrnen des Konstanten zu behalten. Laut der islâmischen Weltauffassung gibt es Glaubensartikel, Gottesdienst, moralische Tugenden, Rechtswesen, die allesamt die einheitlichen Denk-, Emotions- und Handlungsmaximen der islâmischen Gemeinsehaft ausmachen, die keiner Entwicklung oder Ersetzung irgendwelcher Art unterliegen. Daneben gibt es einen großen Raum für menschliche Erfahrung und für menschlichen Verstand, die, beide in den stabilen Regeln und apodiktischen Texten nur als Leitlichter zu betrachten, gar nicht ausgeschlossen werden. Auf diese Art ist die islâmische Gemeinsehaft statisch und dynamisch in derselben Zeit. Dabei geht der Islâm davon aus, dass die Entwicklung das Wesen der Menschen und der Dinge im All nicht betrifft:
 
Erde, Himmel, Sonne, Berge, Wasser usw. sind immer dieselben geblieben. Auch das Wesen des Menschen ist nach wie vor dasselbe. Die wesentlichen Bedürfnisse des Menschen von Essen, Trinken, Schlafen, Lieben, Hassen, Neid, Denken usw. sind immer dieselben, darauf beruht das Konstante im Islâm. Was sich um den Menschen ändert, das sind nur die Mittel, mit denen er seine wesentlichen Bedürfnisse erfüllt, und darauf beruht das Veränderliche im Islâm.
 
Diese Eigenschaften garantieren dem Islâm die Dauerhaftigkeit, die vom Islâm eine geeignete Religion für jede Zeit machen lässt.
 
 

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