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Freundlichkeit – Teil 1

Freundlichkeit – Teil 1

Das Schallen des Gebetsrufes tönt aus der Moschee, die sich in der Nähe der Wohnung befindet, in der die neunjährige Mariam wohnt.

 

Mariam: Das ist schon der Ruf zum Abendgebet. Meine Tante und ihre Tochter Amal kommen bald an! Mutter, erlaubst du mir, wie bereits versprochen, dass ich ihnen Tee und Kuchen serviere?


Mutter: Ja, wie versprochen darfst du das machen. Bleib schön ruhig und sei vorsichtig! Ich warne dich davor, das Geschirr fallen zu lassen!

 

Nachdem die Tante und deren Tochter angekommen waren, machte sich Mariam daran, ihre Gäste zu bedienen: Das Tablett tragend lief sie ins Wohnzimmer. Zu ihrem Unglück passiert es: Sie stolpert über den Teppich und fällt samt Kuchen und Tee hin.

 

Mutter (schreiend): Hab ich dir nicht gesagt, dass du noch zu jung dafür bist? Gefällt dir nun was passiert ist? Steh auf und geh in dein Zimmer!

 

Mariam verlässt voller Traurigkeit, Verlegenheit und Frust den Raum.

 

Sei mild zu ihr! Unsere Kinder kommen unerfahren auf diese Welt. Die liebevollen Eltern sollen dann die Quelle sein, woraus ihre Kinder all ihre Erfahrungen und Erkenntnisse schöpfen. Das Fehlverhalten unserer Kinder zeigt sich zahlreich: Essmanieren, Bekleidungsweise oder Umgangsformen in ihrer Umgebung. Eltern bemerken diese Fehler, worauf sie jedoch unterschiedlich reagieren: Einige versuchen diese Fehler auf eine schonende Art und Weise zu verbessern. Andere wiederum gehen mit ihren Kindern grob um, indem sie deren Fehlern gegenüber gar keine Nachsicht üben. Wer von diesen beiden Gruppen hat Recht?

 

Der wahre Erzieher ist nur derjenige, der sich nachsichtig und geduldig gegenüber den Fehlern seiner Kinder verhält, wobei er aber der festen Entschlossenheit ist, diese Fehler zu beseitigen und seine Kinder auf das Gute sowie auf den Erfolg hinzuweisen. (Dr. Mustafa Abû Sa'd, At-Tarbiyatu Al-Îdschâbiyatu min Chilâli Ischbâ'i Al-Hâdschâti An-Nafsiyati li At-Tifl)

 

Freundlichkeit und Milde sind die optimale Erziehungsmethode:

 

Milde ist die optimale Erziehungsmethode. Wer mit seiner Familie freundlich umgeht, dem verspricht Allâh die Unterstützung. Der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken , der beste Erzieher überhaupt, sagte: „Allâh ist ja milde und liebt die Milde. Er vergilt Milde damit, womit Er Gewalt und Sonstiges nicht vergilt.“ (Überliefert von Muslim.)

 

Dem schonenden Erzieher verleiht Allâh Unterstützung, womit er seine Aufgabe am besten erfüllt. Somit erfreut sich der Erzieher, wenn er die Früchte seiner Bemühungen erntet. Milde und Gewalt stehen in einem scharfen Gegensatz zueinander. Mit Milde ist die Einfachheit sowie die Problemlosigkeit aller Angelegenheiten gemeint. Man sagt auch, Milde heißt Nachsichtigkeit, Warmherzigkeit und Wohlwollen. (Mu'dschamu Al-Furûqi Al-Lughawiya)

 

Aber warum ist der heutige Erzieher sehr oft der Milde gegenüber seinen Kindern überdrüssig?

 

Dies ist so, weil sich die Eltern mit den Charakterzügen eines Kindesalters erst vertraut machen, wenn ihre Kinder dieses Alter erreichen oder vielleicht in der Folgezeit. Dies erfolgt erst, wenn sich die Eltern über die Vorgehensweise ihrer Kinder sowie über die Probleme und das Chaos informieren, das sie verursachen. Dann ist es aber zu spät. Die Eltern sollten sich mit diesen kindlichen Charakterzügen schon vorher vertraut machen; wie beispielsweise durch Lesebücher, Hörbücher und Videos. Fragen an Fachleute auf diesem Gebiet sollten frühzeitig gestellt werden, damit man sich auf die kindlichen Aktionen, vor allem die unkorrekten Verhaltensweisen vorbereiten und diesbezügliche Vorbereitungen treffen kann, wie beispielsweise die nötigen Anweisungen, die notwendigen Vorschriften und die Kooperation mit der Schule, mit der Moschee oder mit dem Verein. Auf diese Weise kann man Kinder gut erziehen.

 

Wenn du dich mit deinem Kind vertraut machst, übst du Nachsicht mit ihm:

 

Um seinem Kind eine gut fundierte Erziehung zu erteilen, sollte sich der Erzieher mit den Charakterzügen der Altersstufe seines Kindes sehr gut auskennen. Die kindlichen Charakterzüge verändern sich nämlich von Jahr zu Jahr. Die vorzügliche Erziehung erfolgt darum nicht auf dieselbe Art und Weise: Die Erziehung eines sechsjährigen Kindes unterscheidet sich von der Erziehung eines zehnjährigen Kindes und diese unterscheidet sich wiederum von der Erziehung eines Dreizehnjährigen. (Muhammad Sa'îd Mursî: Kaifa Takûnu Ahsana Murabbî Fî Al-‘lam?)

 

Dann bist du bereit, seine Kindereien zu ertragen. Die Kenntnis über die kennzeichnenden Merkmale der jeweiligen Altersstufen der Kinder trägt dazu bei, dass die Eltern ihre Reaktionen auf ihre Kinder kontrollieren, wenn diese Fehler begehen. Diese Kenntnisse helfen den Eltern außerdem dabei, den störenden Verhaltensweisen ihrer Kinder gegenüber geduldig zu sein; sie wissen nämlich im Voraus, dass diese Verhaltensweisen für ihre Altersstufe typisch sind.

 

Die Eltern tolerieren auf diese Weise das ständige Umherlaufen ihrer dreijährigen Kinder in der Wohnung, deren Verbundenheit mit ihren Spielsachkisten sowie die alltägliche Verstreuung dieser Spielsachen. Der Erzieher eines dreizehnjährigen Kindes ist hingegen dazu aufgefordert, mit seinem Kind geduldig und nachsichtig umzugehen. Er sollte darüber hinaus dazu bereit sein, mit ihm lange zu diskutieren und sich mit ihm weitherzig auseinanderzusetzen. Die Auflehnung gegen die elterlichen Anweisungen und Vorschriften sollte man auch erwarten. Weil all diese negativen Charakterzüge für das Teenager-Alter kennzeichnend sind, sollte man sie erwarten.

 

Freundlichkeit – Teil 2

 

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