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Weisheit - Teil 1

Weisheit - Teil 1

Die Religion Allâhs misst der Weisheit eine bedeutende Stellung bei. Worte und Taten gewinnen an Bedeutung und Wert, wenn sie als weise beschrieben werden. Verlieren sie aber diese Bezeichnung, dann haben sie Kritik verdient und ihnen wird Leichtsinn, Unbesonnenheit und Dummheit vorgeworfen. Deswegen sieht man ja auch, dass alle, Jung und Alt, Mann und Frau, Herrscher und Bürger, ja sogar der Muslim und der Nichtmuslim, alle gern etwas von dieser Eigenschaft hätten und sich sehr darüber freuen, wenn man ihr Urteil und ihr Verhalten als weise bezeichnet.

Was ist Weisheit?

Weisheit beinhaltet Vernunft und Verstehen der Religion Allâhs, sie ist Vollendung von Wissen und praktischer Umsetzung. Keine Angelegenheit wird ohne Weisheit vollkommen sein, denn sie bedeutet, alles nach dem rechten Maß zu tun, das heißt mutig zu sein, wenn es des Mutes bedarf, und vorsichtig zu sein, wenn es der Vorsicht bedarf.

Die Weisheit beschränkt sich nicht auf das Prophetentum, sie ist umfassender. Das Prophetentum und die Gesandtschaft sind die höchsten Stufen der Weisheit, aber auch die Anhänger der Propheten haben wegen deren Befolgung ihren Anteil an Weisheit; dazu sagt Allâh der Erhabene: „Er gibt Weisheit, wem Er will; und wem Weisheit gegeben wurde, dem wurde da viel Gutes gegeben. Aber nur diejenigen bedenken, die Verstand besitzen.“ (Sûra 2:269).

 

Allâh der Gepriesene sagt ferner über Luqman: „Und Wir gaben ja Luqmân Weisheit: »Sei Allâh dankbar.« Und wer dankbar ist, der ist nur zu seinem eigenen Vorteil dankbar. Und wer undankbar ist, - so ist Allâh Unbedürftig und Lobenswürdig.“ (Sûra 31:12).

 

Der Qurân mit all seinen Geheimnissen und Feinheiten ist voller Weisheit. Allâh der Erhabene sagt: „Rufe zum Weg deines Herrn mit Weisheit und schöner Ermahnung, und streite mit ihnen in bester Weise...“ (Sûra 16:125). An einigen Stellen hat die Weisheit die Bedeutung des Prophetentums und  der Gesandtschaft: „Und Er wird ihn die Schrift, die Weisheit, die Tora und das Evangelium lehren.“ (Sûra 3:48), und: „... und gaben ihm die Weisheit ...“ (Sûra 38:20). Die Weisheit hat noch viele weitere Bedeutungsaspekte, sie beschränkt sich also nicht auf die erwähnten.

 

Von Ibn Abbâs  möge Allah mit ihm zufrieden sein wurde berichtet, dass er sagte: „Der Gesandte Allâhs (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) drückte mich an seine Brust und sagte: »O Allâh mein Herr, lehre ihn die Weisheit!«“ (Überliefert von Al-Buchârî). Ibn Hadschar sagte: „Über die Bedeutung der Weisheit an dieser Stelle gibt es verschiedene Meinungen: Man sagt, es meint die Richtigkeit der Rede; man sagt, es sei das Verständnis der Worte Allâhs; man sagt, es sei das, was die Vernunft für richtig hält; man sagt, es sei ein Licht, durch das man zwischen den göttlichen Eingebungen und den Einflüsterungen unterscheiden kann; und man sagt, es sei die richtige und schnelle Antwort, während einige die Weisheit hier als den Qurân deuteten.“

 

In einem Hadîth steht: „Ein Mann, dem Allâh Vermögen gab und ihn zum Ausgeben auf gerechte Weise führte, und ein anderer, dem Allâh die Weisheit gab; und so verwendet er sie bei seiner Entscheidung und lehrt sie.“ (Überliefert von Al-Buchârî).

 

Von Abû Ka'ab  möge Allah mit ihm zufrieden sein wurde berichtet, dass der Gesandte Allâhs (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Einige Dichtung gehört zur Weisheit.“ (Überliefert von Al-Buchârî). Dies bedeutet, dass einige Dichtung wahre und richtige Worte enthält. In einem Hadîth ist auch zu lesen: „Der Îmân ist jemenitisch, und die Weisheit ist jemenitisch.“ (Überliefert von Al-Buchârî und Muslim).


Die zwei Arten der Weisheit

 

Ibn Al-Qayyim sagte: „Es gibt zwei Arten von Weisheit: theoretische und praktische Weisheit. Die theoretische Weisheit bedeutet die Erkenntnis der wahren Hintergründe der Angelegenheiten und der Zusammenhänge zwischen den Ursachen und Ergebnissen, und zwar von Seiten der Schöpfung und der Anordnungen, der Vorherbestimmung und der Religion. Die praktische Weisheit bedeutet, wie der Verfasser von Al-Manâzil [Manâzilu As-Sâ'irîn von Imâm Al-Harawî] schreibt: „Jede Sache an ihre richtigen Stelle platzieren. Er sagte: »Dafür gibt es drei Stufen: Die erste Stufe: Dass du jedem sein Recht gibst, ohne Überschreitung, Voreiligkeit oder Verzögerung.

 

Die zweite Stufe: Dass du Allâhs Wissen in Seinem Versprechen spürst, Seine Gerechtigkeit in Seinen Urteilen kennst und Seine Milde in Seiner Vorenthaltung.

Die dritte Stufe: Dass du in deinen Schlussfolgerungen die Einsicht, in deiner Belehrung die Wahrheit und in deinen Deutungen das Ziel erreichst.«“


Beispiele für die Weisheit im edlen Quran

 

Zu den Beispielen für die Weisheit im edlen Qurân gehört die Geschichte über die Leute der Höhle. Diese jungen Männer hatten ihre Leute in deren Unglauben und Irreführung nicht nachgeahmt und sich von ihren Leuten ferngehalten, als sie zu dem Ergebnis gekommen waren, dass die Belehrung und der Aufruf bei ihnen nichts bewirken würden.

 

Sie zeigten sich standhaft in ihrer berechtigten Position, und führten ihre Erledigungen auf folgende Weise durch: „... So schickt einen von euch mit diesen euren Silbermünzen in die Stadt; er soll sehen, welche ihre reinste Speise ist, und euch davon eine Versorgung bringen. Er soll behutsam sein und ja niemanden etwas von euch merken lassen.“ (Sûra 18:19). Dies alles sind Bilder, die von einer großen Weisheit zeugen, denn die Weisheit ist kein Monopol der Alten ohne die Jüngeren.

In der Geschichte über Salomo mit der Königin von Saba kann man die Weisheit in Handlungen und Entscheidungen spüren, zum Beispiel in seiner Sorge um seine Untertanen und deren Umstände; als er bei der Beurteilung des Wiedehopfes nicht voreilig war und an der Überprüfung dessen Nachrichten über die Königin von Saba festhielt: „Er sagte: »Wir werden schauen, ob du die Wahrheit sagst oder ob du zu den Lügnern gehörst.«“ (Sûra 27:27); und bei seiner Botschaft, die er sehr weise geschrieben hatte: „Gewiss, es ist von Sulaimân, und es lautet: »Im Namen Allâhs, des Allerbarmers, des Barmherzigen. Seid mir gegenüber nicht überheblich und kommt als (Allâh) Ergebene zu mir.« (Sûra 27:30-31). Auch Balqis, die Königin von Saba war sehr weise bei der Führung ihrer Leute und der Einhaltung der Beratung als weisen Weg und Handlungsweise. Al-Hasan sagte: „Ihre Meinung war klüger als die ihrer Leute, sie kannte Salomo besser als sie und wusste, dass sie gegen seine Armeen und Soldaten nichts unternehmen kann.“

Auch in der Geschichte über Luqmân mit seinem Sohn gibt es viele Beispiele für Weisheit.

Die Sunna ist ebenfalls voll von Weisheit: Dazu gehören die Geschehnisse beim Friedensabkommen von Hudaibîya, der Umgang mit den Heuchlern, das Nicht-Töten von Ibn Salûl dem Heuchler und die Bekämpfung derjenigen durch Abû Bakr, die die Zakâ nicht entrichteten und von der Religion abgefallen waren. Dies alles sind großartige Lektionen, die man aus mehreren Gründen lernen soll. Der Erfolg des Aufrufs zum Islâm ist von der Weisheit abhängig und das gegenwärtige islâmische Erwachen hat die Weisen sehr nötig.

Das falsche Verständnis von Weisheit, ob durch Über- oder Untertreibung, kann vielleicht im Namen der Weisheit einige dazu treiben, den Herrschern zu schmeicheln, das Recht zu verlieren und das Unrecht zu dulden. Andererseits sind viele Reaktionen und Handlungen sehr überstürzt und unbedacht, wie die Mordanschläge, die Konflikte oder die Verbrennung verderbter Stätten. All diese Handlungen haben unserer Umma im Allgemeinen und den einladend Aufrufenden im Besonderen Unheil gebracht.

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