Medizinische Ratschläge für den Haddsch-Pilger
08/11/2010| IslamWeb
Allâh hat es dem Muslim zur Pflicht gemacht, den Haddsch einmal im Leben zu verrichten. Allâh, der über alles Erhabene, sagt: „Und Allâh steht es den Menschen gegenüber zu, dass sie die Pilgerfahrt zum Hause unternehmen - (diejenigen,) die dazu die Möglichkeit haben. Wer aber ungläubig ist, so ist Allâh der Weltenbewohner unbedürftig.“ (Sûra 3:97)
Der Haddsch ist zugleich Gottesdienst, Läuterung der Seele und Vergebung der Sünden und Missetaten. Er ist eine gewaltige Versammlung, zu der sich Menschen aus allen Ländern der Welt begeben.
Es ist angebracht, auf die Schnelle einige wichtige medizinische Ratschläge zu erteilen, da diese gewaltigen Menschenmengen leicht so mancher Krankheit zum Opfer fallen können. Deshalb muss der Hadsch-Pilger wissen, wie er sich vor solchen Krankheiten schützen kann.
Wir werden zunächst mit den während des Haddsch am häufigsten vorkommenden Krankheiten beginnen, die alle eine gemeinsame Ursache haben: den großen Andrang von Menschen.
1. Influenza/Grippe:
Diese Krankheit wird durch verschiedene Viren verursacht. Man kann sich davor schützen, indem man plötzliche Temperaturwechsel meidet und sich nicht direkt vor laufenden Klimaanlagen aufhält. Immer wenn man niest oder hustet, sollte man dabei etwas vor den Mund halten. Benutzte Taschentücher sollte man nicht einfach wegwerfen, sondern in den hierfür vorgesehenen Abfallbehältern entsorgen. Erkrankte Personen sollte man nach Möglichkeit nicht berühren. Im Fall einer Erkrankung muss man unbedingt einen Arzt konsultieren, um die nötige Behandlung zu erhalten.
2. Entzündungen der oberen Atemwege:
Die Ursache für Entzündungen der oberen Atemwege, gleich ob sie viral oder bakteriell verursacht wurden, ist den oben erwähnten Ursachen für eine Grippeerkrankung ähnlich. Nur bedarf der Umgang mit diesen Krankheiten weitaus größerer Sorgfalt, da sich die Erkrankung sogar verschlimmern und im schlimmsten Fall zu einer Lungenentzündung führen kann. Letztere ist bekanntermaßen eine sehr ernst zu nehmende Krankheit, die eine konsequente Behandlung erforderlich macht.
3. Magen-Darm-Infekte:
Die häufigste Ursache einer akuten Entzündung des Magen-Darm-Traktes sind lokale Infektionskrankheiten durch Viren, Bakterien oder Protozoen, die oft durch den Verzehr von befallenen bzw. verdorbenen Nahrungsmitteln in den Körper gelangen. Die Symptome dieser Erkrankung sind Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall und manchmal auch Kopfschmerzen und Fieber. Den besten Schutz vor einem Magen-Darm-Infekt gewähren in der Regel ausreichende hygienische Maßnahmen wie sorgfältiges Händewaschen und das Waschen von Obst und Gemüse vor dem Verzehr. Ferner sollte darauf geachtet werden, dass die Mahlzeiten gut durchgekocht sind. Nahrungsmittel, von denen man vermutet, dass sie von Erregern befallen sind, sollte man meiden. Milch und Milchprodukte sollten nur dann verzehrt werden, wenn man sich sicher ist, dass sie ordnungsgemäß behandelt wurden und dass sie nicht bereits das Verfallsdatum überschritten haben. Man sollte auch keine schmutzigen oder von anderen Personen benutzten Töpfe oder Teller verwenden. Wasser zum Trinken sollte ausschließlich aus kontrollierten Quellen stammen.
4. Hautabschürfungen:
Die hier gemeinte Form von Hautabschürfungen entsteht, wenn der Körper stark schwitzt und Hautfalten ständig aneinander reiben. Abschürfungen und Rötungen der Haut entstehen vor allem an den Innenseiten der Oberschenkel, unter den Achselhöhlen und bei Frauen unter den Brüsten. Insbesondere betroffen sind beleibte Menschen. Um dem entgegenzuwirken, sollte man es nach Möglichkeit vermeiden, in der Hitze des Tages längere Strecken zu gehen. Linderung bringt kaltes Wasser, mit dem man die betroffenen Stellen wäscht. Zur Behandlung gibt es auch bestimmte Salben und andere Arzneien.
5. Eingerissene Fersen:
Wenn man lange Strecken in Sandalen geht, die im Fersenbereich offen sind, ist die Hornhaut der Fersen Sand und Staub ausgesetzt, was dann auf die Dauer zu einer starken Austrocknung der betroffenen Stellen führt. Diese Austrocknung hat wiederum zur Folge, dass die Haut an den Fersen brüchig wird und reißt. Um dies zu vermeiden, sollte man die Füße regelmäßig waschen und sorgfältig abtrocknen. Das Tragen von Socken (nicht für Pilger im Ihrâm) hilft ebenfalls, da die Füße dann nicht mehr dem Sand und dem Staub ausgesetzt sind. Man sollte nach Möglichkeit beim Gehen darauf achten, den gesamten Fuß zu belasten, also die Ferse ein wenig zu entlasten. Empfehlenswert ist natürlich auch das Auftragen bestimmter Fußcremes.
6. Nierenschmerzen/Nierenkrämpfe:
Wassermangel in Verbindung mit extremer Hitze kann zu Nierenkrämpfen, Schmerzen im Taillenbereich und zu Nierensteinen führen. Die Harnkonzentration erhöht sich und Salze bilden Konglomerate, die die Harnwege verstopfen. Manche Menschen sind hierfür anfälliger als andere. Um sich davor zu schützen, sollte der Haddsch-Pilger ausreichend trinken - nicht weniger als 3-4 Liter täglich -, übermäßiges Schwitzen vermeiden und extreme Hitze meiden. Beim Auftreten dieser Symptome sollte ein Arzt konsultiert werden. Betroffene Personen sollten die ärztlichen Ratschläge befolgen.
7. Hohes Fieber, Hitzeerschöpfung, Hitzekollaps und Sonnenstich:
Die Hauptursache hierfür ist die hohe Umgebungstemperatur und die direkte Sonneneinstrahlung. In der Regel beginnen die Symptome zunächst leicht und treten schließlich vermehrt auf, um in den meisten Fällen mit einem Hitzekollaps zu enden. Mögliche Begleitsymptome sind Kopfschmerzen, ein Schwäche- und Schwindelgefühl, Übelkeit, Appetitlosigkeit und möglicherweise auch eine erhöhte Bewusstseinstrübung.
Gefährlicher ist jedoch der Hitzschlag. Seine Symptome sind eine Körpertemperatur wie bei sehr hohem Fieber, Krämpfe, ein Ausbleiben der Schweißabsonderung durch akuten Wassermangel und eine Bewusstseinstrübung, die wie Müdigkeit oder Schlaf erscheinen kann. Es kann zu einer Hirnschädigung kommen. Man schützt sich, indem man es nach Möglichkeit vermeidet, bei extremer Hitze hinauszugehen, indem man einen Sonnenschirm mit sich führt und indem man sich im Schatten von Zelten und sonstigen Gebäuden aufhält.
Man sollte ausreichend Wasser und sonstige Flüssigkeiten trinken. Man sollte möglichst Wasser mit hohem Mineralgehalt zu sich nehmen, damit man dadurch die mit dem Schweiß ausgeschiedenen Mineralien ersetzt. Sobald erste Symptome auftreten, sollte man mit einer fachmännischen Behandlung beginnen.
Generell sollte der Haddsch-Pilger folgende ärztliche Ratschläge befolgen:
- Die Befolgung aller allgemeinen medizinischen Ratschläge, insbesondere bezüglich der allgemeinen Hygiene und der Körperhygiene.
- Nahrungsmittel, Getränke und Milch müssen unbedingt sauber sein.
- Hitze und direkte Sonneneinstrahlung sind zu meiden. Die Verwendung von Sonnenschirmen ist zu empfehlen. Treffpunkte sollten im Schatten liegen. Die Klimatisierung in Räumen und Bussen sollte nicht übertrieben sein. Man soll sich nicht direkt vor einem Klimagerät aufhalten.
- Gelegentlich sollte man den Körper, vor allem Kopf, Gesicht und Gliedmaßen mit kaltem Wasser anfeuchten.
- Bei den ersten Anzeichen von Müdigkeit und Erschöpfung sollte man umgehend einen Arzt oder ein Gesundheitszentrum aufsuchen, um eventuelle Erkrankungen bereits in den Anfangsstadien behandeln zu können.
- Die Aufmerksamkeit aller Pilger und der Organisatoren ist sehr wichtig, um erkrankten Pilgern schnell helfen zu können. Man sollte dabei helfen, dass erkrankte Personen schnell in das nächste Gesundheitszentrum oder Krankenhaus transportiert werden, insbesondere bei einem Sonnenstich. Den Kranken sollte man unbedingt in eine kühle Umgebung legen und ihm kalte Kompressen auflegen
Abschließend bitten wir Allâh darum, den Haddsch-Pilgern einen einfachen Haddsch zu ermöglichen, und sie mit Seinem Schutz zu behüten und zu beschützen. Möge Allâh ihre Taten und ihren Haddsch annehmen und ihnen für ihr Streben danken und ihnen ihre Sünden vergeben. Möge Allâh ihnen helfen, unversehrt und mit großem Gewinn zu ihren Angehörigen zurückzukehren.
Unser abschließendes Gebet ist, dass Allâh, der Herr der Geschöpfe, gelobt sei.