Ein paar historische Informationen über den Haddsch - Teil 1
10/10/2010| IslamWeb
Haddsch bedeutet wörtlich „zu einem Ort aufbrechen“. Islâmisch-rechtlich bezieht sich der Begriff jedoch ausschließlich auf die jährliche Pilgerfahrt, die die Muslime nach Makka vornehmen, um bestimmte religiöse Riten in Übereinstimmung mit der Sunna des Propheten Muhammad , zu verrichten.
Der Haddsch und seine Riten wurden zum ersten Mal zu der Zeit des Propheten Ibrâhîm befohlen. Er war derjenige, dem Allâh gemeinsam mit seinem Sohn Ismâ’îl den Bau der Ka’ba in Makka anvertraute. Allâh beschreibt die Ka’ba und ihren Bau wie folgt:
„Und als Wir Ibrâhîm die Stelle des Hauses zuwiesen: ‚Geselle Mir nichts bei und reinige Mein Haus für die den Umlauf Vollziehenden, die aufrecht Stehenden, sich Verbeugenden und die sich Niederwerfenden.‘“ (Sûra 22:26)
Nach Beendigung des Baus kam der Prophet Ibrâhîm jährlich nach Makka, um den Haddsch zu verrichten, nach seinem Tod wurde dieser Brauch von seinem Sohn fortgesetzt. Unglücklicherweise wurden im Laufe der Zeit sowohl die Formen als auch die Zwecke der Riten geändert.
Als sich die Vielgötterei in ganz Arabien verbreitete, verlor die Ka’ba ihre Reinheit und Götzen wurden in ihr aufgestellt. Ihre Wände wurden mit allen diversen Gedichten beschmiert und mit Bildern bemalt, gar mit einem Bild von Jesus und seiner Mutter Maryam Frieden sei auf ihnen. Es gab zudem etwa 360 Götzen, die um die Ka’ba herum aufgestellt wurden.
Während der Haddsch-Zeit glich die Atmosphäre des verwehrten Bezirks der Ka’ba der eines Zirkus: Männer und Frauen umliefen die Ka’ba nackt und meinten, sie müssten sich Allâh so zeigen, wie sie geboren wurden.
Ihre Gebete wiesen kein aufrichtiges Gedenken an Allâh auf. Vielmehr klatschten die Menschen nur noch in die Hände, pfiffen und bliesen in Hörner. Gar die Talbiya hatte man geändert, indem man folgende Zusätze hinzufügte: „Du hast keinen Teilhaber, außer einer, dem Du es erlaubt hast. Du bist Sein Herr und der Herr dessen, was er besitzt.“
Auch Opfer wurden im Namen Gottes dargebracht, ohne dass man sich jedoch an Sein Gesetz hielt. So wurde das Blut der Schlachtopfer auf die Wände der Ka’ba gespritzt und das Fleisch wurde um die Ka’ba herum auf Pfeilern aufgehängt. Dabei glaubten die Mekkaner, Allâh würde dieses Fleisch und das Blut der Tiere fordern.
Gesang, die Einnahme von Alkohol, Ehebruch und andere Formen der Sittenlosigkeit waren unter den Pilgern verbreitet und der Wettstreit um die Dichtkunst war die Hauptattraktion beim Haddsch. Bei diesen Wettkämpfen priesen die Poeten die Tapferkeit und den Ruhm ihrer eigenen Stammesleute und erzählten dabei übertriebene Märchen über die Feigheit und den Geiz anderer Stämme. Wettkämpfe um die Freigebigkeit wurden auch zwischen den Stämmen veranstaltet, bei denen die Stammesführer riesige Kessel aufstellen ließen und die Pilger bewirteten, damit sie für ihre Freigebigkeit gerühmt werden.
Die Menschen hatten die Lehren ihres Ahnen Ibrâhîm also gänzlich aufgegeben. Das Haus, das er einzig der Anbetung Allâhs gewidmet hatte, wurde von den Götzendienern entweiht, und die Riten, die er verrichtete, wurden verändert. Dieser unglückliche Zustand dauerte beinahe 2500 Jahre an. Nach dieser langen Ära kam endlich der Tag, an dem das Bittgebet Ibrâhîms erfüllt werden sollte:
„Unser Herr, schicke zu ihnen einen Gesandten von ihnen, der ihnen Deine Worte verliest und sie das Buch und die Weisheit lehrt und sie läutert. Du bist ja der Allmächtige und Allweise.“ (Sûra 2:129)
Schließlich kam ein Mann namens Muhammad ibn ‘Abdullâh genau in jener Stadt zur Welt, in der Ibrâhîm Jahrhunderte zuvor das oben erwähnte Bittgebet an Allâh richtete. Für einen Zeitraum von 23 Jahren übermittelte der Prophet Muhammad die Botschaft des Tauhîd (Einzigartigkeit Allâhs) – dieselbe Botschaft, mit deren Übermittlung Ibrâhîm beauftragt worden war – und etablierte Allâhs Gesetzte im ganzen Lande. Er brachte jede Mühe auf um das Wort Allâhs zu erhöhen; sein Sieg über die Falschheit erreichte seinen Höhepunkt mit der Zerstörung der Götzen in der Ka’ba, die wieder zum universalen Zentrum der Anbetung des Einen Wahren Gottes wurde.