Die häufige Überlieferung (mutawâtir) des Qurân durch sehr viele Prophetengefährten

09/01/2010| IslamWeb

Es gibt Leute, die anzweifeln, dass der Qurân die Bedingungen einer Mutawâtir (häufigen)-Überlieferung erfülle. Sie sagen, dass höchstens fünf bis sechs der Prophetengefährten den Qurân vom Gesandten Allâhs  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken überliefert hätten.

 
Sie stützen sich dabei unter anderem auf folgende Überlieferungen, die die Anzahl der Qurân-Überlieferer beschränken:
 
- Von Anas ibn Mâlik  möge Allah mit ihm zufrieden sein ist überliefert, dass er sagte: "Den Qurân haben zurzeit des Gesandten  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken vier (Personen) gesammelt, alle von den Ansâr: Ubayy ibn Ka`b, Mu`âdh ibn Dschabal, Zaid ibn Thâbit und Abû Zaid." Überliefert von Al-Buchârî und dem Imâm Muslim.
 
- Von As-Scha`bî ist überliefert, dass er sagte: "Den Qurân haben zurzeit des Gesandten  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken sechs Personen gesammelt: Ubayy ibn Ka`b, Mu`âdh ibn Dschabal, Abû Ad-Dardâ, Zaid ibn Thâbit, Sa´d und Abû Zaid." Überliefert von Ibn Sa`d in At-Tabaqât.
 
- Von Muhammad ibn Ka`b Al-Quradhî ist überliefert, dass er sagte: "Den Qurân haben zur Zeit des Propheten  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken fünf der Ansâr gesammelt: Mu`âdh ibn Dschabal, `Ubâda ibn As-Sâmit, Ubayy ibn Ka`b, Abû Ayyûb und Abû Ad-Dardâ." Überliefert von At-Tabarânî.
 
Weiterhin stützen sie sich auf den Vorfall beim Bettelbrunnen, bei dem siebzig Qurân-Rezitatoren der Sahâba getötet wurden.
 
Mit diesen und ähnlichen Überlieferungen glauben diese Leute zu beweisen, dass die Überlieferung des Qurân nicht die Bedingungen einer Mutawâtir-Überlieferung erfülle. So meinen sie, dass es in den Überlieferungen des Qurân Unterschiede und Widersprüche gäbe und manche Überlieferungen unvollständig seien oder gar Zusätze aufwiesen.
 
Die Widerlegung dieser Einwände ergibt sich folgendermaßen:
 
1. Der Qurân wurde dem Gesandten Allâhs  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken stufenweise offenbart. Dieser wiederum rezitierte ihn seinen Gefährten mit Bedacht und Ruhe, damit sie ihn sich gut einprägten. Der Beweis dafür sind die Prophetengefährten selbst: Sie lernten zehn Verse auswendig und schritten nicht fort, bis sie das praktiziert hatten, was sich in diesen Versen befand. Alle Sahâba (Prophetengefährten) lernten Teile des Qurân auswendig. Dies geschah entweder direkt vom Gesandten Allâhs  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken oder untereinander. Ein Beweis dafür zeigt sich in dem Hadîth von `Ubâda ibn As-Sâmit  möge Allah mit ihm zufrieden sein, in dem er sagt: "Der Gesandte Allâhs  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken war manchmal beschäftigt. Wenn sich dann ein Muhâdschir (Auswanderer) zum Gesandten Allâhs  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken begab, leitete er ihn an einen von uns weiter, um ihn den Qurân zu lehren." Überliefert von dem Imâm Ahmad.
 
Ähnliches ereignete sich sehr oft. Jedem, der in den Hadîth-Büchern und den Büchern über die Geschichte des Gesandten Allâhs  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken und den Sahâba  möge Allah mit ihnen zufrieden sein, liest, wird dies oft lesen.
 
2. Die Sahâba machten den Qurân zu ihrem obersten Interesse. Sie eiferten darum, ihn zu rezitieren, auswendig zu lernen und zu verstehen. Sie verharrten darin Tag und Nacht. Der Gesandte Allâhs  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken sagte: „Ich kenne wahrlich die Rezitation der Gruppe der Asch`aryûn (ein Stamm) mit dem Qurân, wenn die Nacht hereinbricht. Ich erkenne ihre Häuser durch ihre Rezitation des Qurân in der Nacht, selbst wenn ich ihre Häuser nicht gesehen habe, wenn sie am Tage hinausgehen.“ Überliefert von Al-Buchârî und dem Imâm Muslim.
 
Die Sahâba wetteiferten im Auswendiglernen des Qurân: Zeuge dafür ist die Überlieferung von `Abdullâh ibn Mas`ûd  möge Allah mit ihm zufrieden sein, der sagte: Die Gefährten des Gesandten Allâhs  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken wussten, dass ich der Gelehrteste unter ihnen im Buche Allâhs bin. Wenn ich wüsste, dass jemand wissender ist als ich, würde ich zu ihm reisen." Überliefert vom Imâm Muslim.
 
Umm Hischâm bin Hâritha ibn An-Nu`mân sagte: "Ich habe „Qâf. Bei dem ruhmvollen Qurân“ vom Gesandten Allâhs  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken gelernt. Er las sie jeden Freitag auf dem Minbar, als er den Menschen predigte." Überliefert von dem Imâm Muslim.
 
Zu dem eigenen gewaltigen Antrieb der Sahâba  möge Allah mit ihnen zufrieden sein, den Qurân auswendig zu lernen und zu verstehen, gesellte sich der Aufruf des Gesandten Allâhs  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken . Er pflegte zu sagen: „Der Beste unter Euch ist der, der den Qurân lernt und ihn lehrt.“ Überliefert von Al-Buchârî.
 
Daher wetteiferten die Sahâba im Erlernen des Qurân und seinem Auswendiglernen. Es ist wohlbekannt, dass sie mit diesem erworbenen Wissen eifrig arbeiteten, so dass dies nur eine hochmütige oder unwissende Person leugnen kann.
 
3. Geschichtlich ist erwiesen, dass die Sahâba den Qurân nur durch das Hören vom Gesandten Allâhs auswendig lernten. Sie bewahrten ihn in ihren Herzen auf. Daher wurde das Auswendiglernen zu einer Besonderheit dieser Gemeinschaft. Somit lernten viele Sahâba den Qurân ganz oder wenigstens einen Großteil auswendig, wie Zaid ibn Thâbit, Hudhaifa ibn Al-Yamân, `Abdullâh ibn Mas`ûd, Abû Huraira, Mu`âdh ibn Dschabal, die Ehefrauen des Propheten  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken , Ibn `Abbâs, `Abdullâh ibn Zubair, Ibn `Umar, `Amr ibn Al-`Âs und sein Sohn `Abdullâh, Talha, Mu`âwiya ibn Abû Sufyân und viele weitere.
 
Zweifellos waren dabei einige von ihnen den anderen voraus. Daher ergaben sich diese Hadîthe, in denen manche Sahâba ohne die anderen erwähnt wurden. Es bedeutet nicht, dass die Sahâba, die nicht in diesen Hadîthen erwähnt wurden, nicht auch den Qurân oder einen Teil von ihm auswendig gelernt hatten.
 
4. Somit leitet uns dies zu einem besseren Verständnis dieser Hadîthe. Entweder bedeutet diese Beschränkung, dass nur die erwähnten Sahâba den Qurân vollständig und direkt vom Gesandten Allâhs  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken gelernt haben, die anderen möglicherweise nur teilweise. Oder es bedeutet, dass nur diese Sahâba vom Gesandten Allâhs  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken gelernt haben und den Befehl vom Propheten  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken erhielten, ihn den anderen weiter zu lehren. Dies bedeutet aber nicht, dass ihn die anderen Sahâba nicht auch ganz oder teilweise auswendig gelernt hatten. Möglicherweise wurden in diesen Hadîthen auch nur die Sahâba erwähnt, die für ihr Erlernen des Qurân besonders bekannt waren. Vielleicht haben auch nur die Erwähnten den Qurân niedergeschrieben (wobei man von vierzig Qurân-Schreibern weiß).
 
5. Diese Interpretationen werden von der Tatsache gestützt, dass die Überlieferungen geringfügig voneinander abweichen. In manchen werden diejenigen, die den Qurân „sammeln“, auf vier beschränkt; in anderen auf fünf oder mehr. Manche nannten unter ihnen Abû Ad-Dardâ, andere Zaid ibn Thâbit. Daher ist es wahrscheinlich, dass der Überlieferer einfach nicht wusste, dass auch andere Sahâba den Qurân „gesammelt“ hatten. Vielleicht erinnerte er sich auch nicht an die anderen. Dies war auch aufgrund der Vielzahl der Sahâba und deren Verteilung in der Welt unmöglich.
 
6. Es ist bewiesen, dass eine Gruppe der Sahâba den Qurân zur Zeit des Propheten  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken sammelte, unter anderem `Uthmân  möge Allah mit ihm zufrieden sein: Ibn Kathîr erwähnt in seinem Buch Al-Bidâya wa An-Nihâya, dass Muhammad ibn Sîrîn sagte: „Die Frau von Uthmân sagte am Tag von Ad-Dâr: Tötet ihn oder verschont ihn. Denn, bei Allâh, er hat die Nacht mit dem Qurân in einer einzigen Raka`a verbracht.“
 
Bekanntermaßen hat derjenige, der den Qurân vollständig in einer Nacht rezitiert, ihn auch vollständig auswendig gelernt. Ad-Dhahabî erwähnt in seinem Werk Siyar Al-A`lâm An-Nubalâ, dass Abû `Ubaida zu diesen Sahâba gehörte. Er überliefert ebenfalls von Abû Al-Muhallab, dass er sagte: Tamîm Ad-Dârî beendete den Qurân in sieben (Tagen). Ibn Hadschar erwähnte in seinem Buch Al-Isâba in der Biographie von `Uqba ibn `Âmir  möge Allah mit ihm zufrieden sein: Er sammelte den Qurân. Und ich sah seinen Mushaf (Qurân-Niederschrift) in Ägypten. Er erwähnte ebenfalls von Ibn Ishâq, dass er sagte: Muddschmi` ibn Dschâriya ibn Al-`Attâf sammelte wahrlich den Qurân. Abû Nu`aim schreibt in seinem Buch Hilya Al-Auliyâ: Abû Mûsâ versammelte die Qurân-Rezitatoren und sagte zu ihnen: Tretet nur ein, wenn ihr den Qurân vollständig auswendig gelernt habt. Da traten wir ein, ungefähr 300 an der Zahl. Er mahnte uns: ‚Ihr seid die Qurân-Rezitatoren dieses Landes. Nicht dass es euch zu lange dauert (s. Sûra Al-Hadîd 57:16) und sich so eure Herzen verhärten.‘" Weitere Überlieferungen zeigen, dass die vier rechtgeleiteten Kalifen den Qurân zur Zeit des Propheten  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken sammelten. Dabei genügt uns die Aussage des Propheten  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken : „Weist Abû Bakr an, den Menschen vorzubeten.“ Überliefert von Al-Buchârî und dem Imâm Muslim.
 
In diesem Zusammenhang ist seine folgende Aussage zu betrachten: „Es betet derjenige dem Volk vor, der am Belesensten im Buche Allâhs ist.“ Überliefert von dem Imâm Muslim.
 
Diese und viele weitere Überlieferungen beweisen zweifellos, dass die Sahâba, die den Qurân sammelten, zahlreich waren. Weiterhin beweisen sie, dass die zu Beginn erwähnten Hadîthe, die nur gewisse Sahâba aufzählen, damit niemanden ausschließen sollen.

 

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