Imām Muhammad ibn Sīrīn – Teil 1

18/04/2024| IslamWeb

Ibn Sîrîn war ein großer Tâbi (Muslim der zweiten Generation), ein fähiger Imâm und bekannt für seine asketische Enthaltsamkeit und Frömmigkeit. Er war der Imâm seiner Zeit in den Wissenschaften der Religion, ein Fiqh-Gelehrter, Qurân-Ausleger, Hadîth-Überlieferer und eine Autorität in vielen Wissenszweigen. Berühmt wurde er auf dem Gebiet der Traumdeutung und der Auslegung von Ereignissen durch das Wissen um Qurân und Sunna. Er zeichnete sich durch Scharfsinn und Einsicht aus, was ihn befähigte, dieser Aufgabe mit großem Geschick nachzugehen.

Sein Leben war voll von wunderbaren Szenen von Zuverlässigkeit, Enthaltsamkeit, Frömmigkeit und Bescheidenheit. Er bot in seinem Leben und Verhalten das Beispiel und Vorbild eines bewussten Predigers, eines aufrichtigen Anbeters, eines ehrlichen Freundes, eines rechtschaffenen Sohnes, eines Gelehrten voller Einsatz und eines ehrlichen Kaufmanns.

Geburt und Erziehung

Abû Bakr Muhammad ibn Sîrîn Al-Basrî Al-Ansârî wurde im Jahre 33 n. H. während des Kalifats von Uthmân ibn Affân geboren. Sîrîn, sein Vater, gehörte als Sklave Anas ibn Mâlik, dem edlen Prophetengefährten. Nach der Schlacht von Ain At-Tamr, einer Stadt westlich von Kufa, die von Châlid ibn Al-Walîd während des Kalifats von Abû Bakr As-Siddîq erobert wurde, war dieser ihm als Beuteanteil zugefallen. Anas schenkte ihm nach Aufsetzen eines Freilassungsvertrags die Freiheit.

Der Name seiner Mutter war Safiyya. Sie war eine Sklavin von Abû Bakr As-Siddîq, die ebenfalls von diesem freigelassen worden war. Die Eltern von Ibn Sîrîn waren für ihre Rechtschaffenheit und ihren guten Lebenswandel bekannt.

Imâm Ibn Sîrîn wurde in Basra geboren und wuchs dort in einem Umfeld von Gelehrten auf. Er lernte das Verständnis der Religion von den dortigen Gelehrten, überlieferte Hadîthe von einer Reihe von Prophetengefährten und Tâbi‘ûn, und viele Gelehrte überlieferten auch von ihm.

Muhammad ibn Sîrîn als Hadîth-Überlieferer

Ibn Sîrîn war einer der berühmtesten Hadîth-Überlieferer in Basra und von denen, die sehr viele Hadîthe auswendig konnten (Hâfidh) und äußerst produktiv in Überlieferung und im Verständnis der Prophetenworte waren. Auf ihn gehen viele Überlieferungen zurück. Es genügt zu sagen, dass seine Hadîthe von den Verfassern der beiden Sahîh-Werke und den vier Sunna-Werken aufgenommen wurden.

Die Zahl seiner Überlieferungen beläuft sich auf insgesamt 874 in den neun Hadîth-Büchern, also in Al-Buchârî, Muslim, Abû Dâwûd, At-Tirmidhî, An-Nasâî, Ibn Mâdscha, Musnad Ahmad, Muwatta Mâlik und Ad-Dârimî.

Ibn Sîrîn traf dreißig Prophetengefährten. Er überlieferte Hadîthe von einigen von ihnen und daneben auch von Tâbi‘ûn. Einige dieser Gefährten, von denen er berichtete, sind: Abû Huraira, Anas ibn Mâlik, Abdullâh ibn Umar, Adiyy ibn Hâtim, Imrân ibn Husain u. a. Unter den Tâbi‘ûn sind es: Ubaida As-Salmânî, Muslim ibn Yasâr, Qais ibn Ubâd u. a. Unter denen, die von ihm überlieferten, finden sich Qatâda ibn Diâma, Ayyûb As-Sachtiyânî, Yûnus ibn Ubaid, Châlid Al-Haddhâ, Dscharîr ibn Hâzim und andere.

 

 

Gewohnheiten seiner Gottesverehrung

Ibn Sîrîn pflegte einen Tag zu fasten und den anderen zu unterbrechen. Das ist das von Allâh am meisten geliebte Fasten, nämlich das Fasten Dâwûds. Stets befand er sich im Dhikr, der Erinnerung Allâhs und im Bittgebet. Er hatte sieben Gebetsformeln (Aurâd), die er nachts rezitierte, und wenn er eine davon versäumte, rezitierte er sie tagsüber. Im Ramadân verbrachte er die Nächte im Gebet.

Ibn Sîrîn machte es sich zur Pflicht, immer dann, wenn er in Abwesenheit über jemanden sprach, einen Dinar zu spenden. Wenn er jemanden lobte, sagte er: „Er ist so, wie es Allâh will.“ Und wenn er ihn kritisierte, sagte er: „Er ist so, wie Allâh es weiß.“

 

 

Lobende Worte der Gelehrten

Ibn Sîrîn gewann die Liebe, das Lob und die Anerkennung vieler Gelehrter, sowohl unter seinen Zeitgenossen als auch unter denjenigen, die nach ihm kamen. Viele bezeugten seine Tugendhaftigkeit, Enthaltsamkeit, Frömmigkeit, sein Wissen und sein Verständnis der Religion.

Al-Chatîb Al-Baghdâdî schreibt in seinem Geschichtswerk: „Ibn Sîrîn gehörte zu den Fiqh-Gelehrten, die in ihrer Zeit für ihre fromme Scheu bekannt waren."

Muwarriq Al-Idschlî sagte: „Nie habe ich jemanden gesehen, der in seinem gottesfürchtigen und vorsichtigen Verhalten (Wara) mehr religiöses Verständnis (Fiqh) zeigte und in seinem religiösen Verständnis gottesfürchtiger war, als Muhammad ibn Sîrîn."

Ibn Aun sagte: „Ibn Sîrîn war unter den hervorragendsten Menschen dieser Gemeinschaft / eine große Hoffnung für diese Gemeinschaft und niemand war demütiger als er.“

Uthmân Al-Battî sagte: „In dieser Stadt gab es keinen, der bei juristischen Entscheidungen besser Bescheid wusste, als Muhammad ibn Sîrîn.“

Chalaf: „Muhammad ibn Sîrîn war solchermaßen mit Rechtleitung, gutem Ruf und Ehrfurcht beschenkt, dass die Menschen, wenn sie ihn sahen, sich sofort an Allâh erinnerten."

Yûnus ibn Ubaid: „Wenn Ibn Sîrîn zwei mögliche Auslegungen der Religion vorgelegt wurden, so entschied er sich stets für die zuverlässigere von beiden, die besser begründet war.“

Muhammad ibn Dscharîr At-Tabarî sagte: „Ibn Sîrîn war ein Faqîh, ein Gelehrter, fromm, gottesfürchtig und gesittet. Er überlieferte viele Hadîthe und war wahrhaftig. Die Leute des Wissens und der Tugend bezeugten für ihn und er war (in all diesem) eine Autorität.“

Hischâm ibn Hassân: „Mir überlieferte Muhammad ibn Sîrîn, und er war der wahrhaftigste, der mir unter allen Menschen begegnete.“

Muhammad ibn Sa'd: „Er war vertrauenswürdig, zuverlässig, von hohem Charakter, ein Fiqh-Gelehrter und Imâm, äußerst gebildet und von frommer Scheu. Auch war er leicht taub, bzw. schwerhörig.

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