Unterschied zwischen Askese und übermäßiger Strenge

19-2-2019 | IslamWeb

Frage:

Worin liegt der Unterschied zwischen Askese und übermäßiger Strenge?

Antwort:

Der Lobpreis gebührt Allâh und möge Allâh Seinen Gesandten sowie dessen Familie und Gefährten in Ehren halten und ihnen Wohlergehen schenken!

Askese bedeutet grundsätzlich, dass man etwas Unbedenkliches aus Angst vor etwas Bedenklichem unterlässt. Im Werk Ta'rifât Al-Dschurdschânî heißt es, dass es sich dabei um das Meiden einer zweifelhaften Angelegenheit aus Angst vor dem Begehen einer für harâm erklärten Angelegenheit handelt.

Übermäßige Strenge bedeutet hingegen, dass man etwas Erlaubtes für harâm erklärt beziehungsweise unterlässt, und dabei meint, dass dies eine Anbetungshandlung sei, oder dass man eine Angelegenheit, die keine rituelle Handlung darstellt, als rituelle Handlung verrichtet.

Erstens: Das Verbieten einer erlaubten Angelegenheit: Wie in der Geschichte der drei Männer, von denen einer sagte: „Ich heirate keine Frauen!“, und der zweite: „Ich esse kein Fleisch!“ Der Dritte sagte: „Ich schlafe nicht auf dem Schlafplatz.“ Als der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) hörte, was sie gesagt hatten, stand er auf, pries und lobte Allâh und sagte hierauf: „Was ist für diese Leute, die dies und das sagen! Dahingegen bete ich (nachts) und schlafe (auch), ich faste und esse (auch) und ich heirate Frauen. Wer sich von meiner Sunna abwendet, gehört nicht zu mir!“ (Überliefert von Al-Buchârî und Muslim).

Zweitens: Wie in der Geschichte vom Prophetengefährten Abû Isrâ'îl. Ibn Abbâs berichtete: „Während der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) einmal eine Ansprache hielt, stand ein Mann. Er [der Prophet] erkundigte sich über ihn. Man sagte: »Das ist Abû Isrâ'îl; er gelobte zu stehen und sich nicht zu setzen, sich nicht in den Schatten zu begeben, nicht zu sprechen und zu fasten.« Da entgegnete der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken): »Ordnet ihm an zu sprechen, sich in den Schatten zu begeben, sich zu setzen und sein Fasten zu vollenden!«“ (Überliefert von Al-Buchârî). Dies bedeutet, dass er ihm anordnete, das Legitime - sprich das Fasten - durchzuführen, und die restlichen Angelegenheiten verbot, da diese keine Anbetungshandlungen darstellen und eine nutzlose Selbstbestrafung sind. Und genau dies ist übermäßige Strenge.

 

Das Unterlassen oder Vermindern einiger erlaubter Angelegenheiten zur Verfeinerung des Ichs und zum Brechen seiner Begierde sowie aus Angst vor dem Abkommen vom Erlaubten und dem Geraten in zweifelhafte Angelegenheiten ist hingegen unbedenklich und stellt keine übermäßige Strenge dar. Vielmehr ist dies eine Art Behandlung der Seele.  

 

Und Allâh weiß es am besten!

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