Allâh, der Reine und Erhabene, vereinte im Propheten die schönsten und vollkommensten menschlichen Eigenschaften. Seine reine Seele vereinte sich mit den edelsten moralischen und physischen Attributen und den ehrenhaftesten Eigenschaften und Taten. Seine Biografie überwältigte den Nahen und den Fernen und seine ehrfurchtgebietende Haltung wirkte sich auf Freund und Feind aus. Der Gefährte Hassân ibn Thâbit beschrieb uns diese Eindrücke in schönster Weise:
Etwas Schöneres wie dich hat mein Auge nie erblickt
Und etwas Vollkommeneres wie dich hat keine Frau geboren.
Du wurdest erschaffen bar jeglichen Makels,
Als ob du erschaffen wurdest, wie du es willst.
Zu diesen vollkommenen Eigenschaften des Propheten zählen auch die Barmherzigkeit und Güte gegenüber Anderen. Er wurde ja als Barmherzigkeit für alle Geschöpfe entsandt und Allâh gab ihm ein sich erbarmendes Herz, er hatte Mitleid mit dem Schwachen und war gütig zum Armen. Er war stets zu allen barmherzig, bis es eine feste Eigenschaft in ihm wurde. Seine Barmherzigkeit umschloss Jung und Alt, Verwandte und Fremde, gläubige Muslime und Islâm-Leugner. Auf diese Weise erlangte er die Barmherzigkeit Allâhs, die nur jene bekommen, die auch barmherzig mit den Anderen sind.
Es gab viele Situationen, in denen die Barmherzigkeit des Propheten zum Ausdruck kam, darunter folgende:
1. Seine Barmherzigkeit mit den Kindern
Der Prophet war stets barmherzig und gütig zu Kindern, als ob er ihr Vater wäre; er küsste und umarmte sie, spielte mit ihnen und gab ihnen vorgekaute Datteln, wie er es bei der Geburt von Abdullâh ibn Az-Zubair tat.
Eines Tages kam ein Beduine zum Propheten und sah, wie dieser gerade seinen Enkelsohn Husain küsste . Der Beduine wunderte sich und sagte: „Küsst ihr etwa eure Kinder? Wir küssen sie nicht!“ Der Prophet antwortete ihm: „Was kann ich machen, wenn Allâh bereits die Barmherzigkeit aus deinem Herzen entfernt hat?“
Der Prophet betete eines Tages und trug Umâma bint Zainab auf dem Arm. Wenn er sich niederwarf, setzte er sie auf den Boden, und wenn er aufstand, nahm er sie wieder auf seinen Arm.
Wenn er im Gebet war und das Weinen eines Kindes hörte, verkürzte er sein Gebet; so wird von Abû Qatâda berichtet, dass der Prophet sagte: „Ich betete und hatte vor, das Gebet in die Länge zu ziehen, worauf ich das Weinen eines Kindes hörte und das Gebet verkürzte, aus Abneigung dagegen, es der Mutter zu erschweren.“ Überliefert von Al-Buchârî und Muslim.
Er trug Kinder und war geduldig mit ihnen. Es wird von Âischa , der Mutter der Gläubigen, berichtet, dass sie sagte: „Dem Propheten wurde ein Kleinkind gebracht. Es urinierte auf sein Gewand. Der Prophet forderte Wasser und besprengte die Stelle.“ Überliefert von Al-Buchârî.
Er war traurig, wenn ein Kind etwas nicht hatte und es deswegen traurig war. Doch er war gleichzeitig trotzdem vollkommen zufrieden mit Allâhs Bestimmung und ergab sich den Anordnungen Allâhs, hatte Geduld und erhoffte seine Belohnung von Allâh. Als sein Enkel verstarb, kamen ihm die Tränen, worauf ihn Sa'd ibn Ubâda fragte: „O Allâhs Gesandter, was ist das?" Er antwortete: „Dies ist Barmherzigkeit, die Allâh in die Herzen der Ihn anbetend Dienenden legt, und Allâh erbarmt sich nur der Barmherzigen der Ihn anbetend Dienenden.“
2. Seine Barmherzigkeit mit den Frauen
Der Prophet kümmerte sich um die Frauen, da sie von ihrer natürlichen Veranlagung her schwächer und nicht so belastbar sind. Deswegen war er noch gütiger zu ihnen, was wir seiner Biografie sehr gut entnehmen können. Er ordnete an, die Mädchen gut zu behüten und zu behandeln: „Wer ein Mädchen bekommen hat und es gut behandelt, dem wird es ein Schutz vor dem Höllenfeuer sein.“ Er wies auch verstärkt an, der Ehefrau ihr Recht zu geben und sich um sie zu kümmern: „Ich trage euch auf, die Frauen gut zu behandeln, denn sie sind euch anempfohlen, darüber hinaus dürft ihr ihnen nichts antun, es sei denn sie begehen eine deutliche Abscheulichkeit.“
Der Prophet zeigte uns an einem vortrefflichen Beispiel, wie er seine Familie mit Güte und Milde behandelte. Als er bei seinem Reittier saß, kniete er , damit sich Safiyya auf ihn stellen und aufsitzen konnte. Wenn seine Tochter Fâtima kam, nahm er sie an der Hand, küsste sie und ließ sie an seinem Platz sitzen.
3. Seine Barmherzigkeit mit den Schwachen
Der Prophet kümmerte sich sehr um die Angelegenheiten der Schwachen und Diener, da sie meist Opfer von Ungerechtigkeit werden und man ihnen oft ihre Rechte nimmt. Er sagte über die Diener: „Sie sind eure Brüder, die Allâh euch untergeordnet hat. Wer also einen Bruder hat, der ihm untergeordnet ist, der soll ihn von dem speisen, was er auch speist, und von dem kleiden, womit er sich auch bekleidet, und ihnen nichts an Arbeit auftragen, was sie überfordert, und wenn ihr ihnen einen Auftrag gebt, so helft ihnen!“
Ein anderes Beispiel für seine Barmherzigkeit mit den Schwachen ist seine Aussage: „Wenn einer eurer Diener euer Essen bringt, so lasst ihn mit euch sitzen oder gibt ihm etwas von dem Essen, da er dessen Hitze gespürt und dessen Geruch wahrgenommen hat.“ Überliefert von Ibn Mâdscha und Muslim.
Seine Barmherzigkeit umfasste auch die Waisen und Witwen. Er hielt dazu an, die Waisen in Obhut zu nehmen, so sagte er : „Ich und der Vormund einer Waise sind wie diese beiden im Paradies, wobei er seinen Zeige- und Mittelfinger zeigte.“ Er setzte jenen, der sich um die Witwen und Armen kümmert, mit dem, der sich auf dem Wege für Allâh bemüht, gleich und mit dem, der den ganzen Tag fastet und die ganze Nacht betet. Er sah die Anwesenheit der Armen in dieser Gemeinschaft, und den guten und milden Umgang mit ihnen als Grund für den Sieg gegen die Feinde. Denn er sagte: „Bringt mir die Schwachen herbei, denn wahrlich, ihr siegt nur und werdet nur versorgt durch die Schwachen!“
Die Barmherzigkeit des Propheten mit der Schöpfung - Teil 2