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Das Gebet hat unser Leben verändert - Teil 2

Das Gebet hat unser Leben verändert - Teil 2

Das Gebet erzieht uns zu Macht und Stärke:

Die Niederwerfung vor Allâh ist ein hoher Rang und Erhabenheit, denn der Muslim darf sich nur vor Allâh erniedrigen und sich Ihm fügen. Aber wie oft fügt man sich den Neigungen und Begierden des Diesseits?! Wo sind denn nur unsere Macht und unser hoher Rang?

Hat das Gebet in uns das Gefühl der Scham vor Allâh erweckt?

Der Betende schämt sich gewiss sehr vor sich selbst und vor Allâh dem Erhabenen, wenn er in seinem Inneren das Gefühl hat, dass er offen Sünden begeht und gleichzeitig Allâhs Nähe durch das Gebet sucht. Das ist wirklich paradox! Wie oft sprechen wir zu Allâh in unseren Gebeten Bittgebete und flehen Ihn an, und dann lassen wir diesen Bittgebeten und Anflehungen Sünden folgen! Wo ist denn da unser Schamgefühl?

Einer der rechtschaffenen Vorfahren sagte: „Scham nutzt dann am meisten, wenn man sich davor schämt, Allâh um etwas Erwünschtes zu bitten und trotzdem das zu machen, was Er verabscheut.“ (Aus: Hilyat Al-Auliyâ).

Ibn Mas`ûd berichtete: „Der Gesandte Allâhs (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: »Schämt euch gebührend vor Allâh!« Ich sagte: »O Gesandter Allâhs, wir schämen uns, Allâh sei Dank!« Er entgegnete: »Das habe ich nicht gemeint. Sich gebührend vor Allâh zu schämen bedeutet, den Kopf und das, wessen man sich bewusst ist, sowie den Bauch und das, was er enthält, zu wahren sowie an den Tod und die Vergänglichkeit zu denken. Wer das Jenseits zum Ziel hat, soll auf die Zierde des Diesseits verzichten. Wer das macht, der schämt sich gebührend vor Allâh.«“ (Überliefert von At-Tirmidhî, und von Al-Albanî als hasan bezeichnet).

Das Gebet erzieht uns zum Zusammenhalt aller Muslime:

Allâh der Erhabene sagt: „Männer, die weder Handel noch Kaufgeschäft ablenken vom Gedenken Allâhs, von der Verrichtung des Gebets und der Entrichtung der Abgabe, die einen Tag fürchten, an dem Herzen und Augenlicht umgekehrt werden“ (Sûra 24:37). Muslime wenden sich im Gebet einer einzigen Gebetsrichtung und einem einzigen Herrn zu. Während sich die Betenden überall in der ganzen Welt der Gebetsrichtung zuwenden, fühlen sich die Muslime verbunden und vereint; es gibt keinen Platz für Streit, Hautfarbe, ethnische Zugehörigkeit oder soziale Klassen, denn alle sind wir Allâh anbetend Dienende. Unser Gott ist einer, unsere Religion ist eine und auch unsere Gebetsrichtung ist eine. Es gibt keinen Unterschied zwischen Reich und Arm, mächtig und armselig, Alt und Jung, weiß und schwarz außer durch die Demut in Ehrfurcht gegenüber Allâh.

Inwieweit haben wir uns dank des Gebets zu Pünktlichkeit erzogen und uns an sie gewöhnt? 

Für die Pflichtgebete gibt es bestimmte Zeitspannen und sie werden weder vor noch nach Ablauf dieser Zeitspannen verrichtet. Ein einheitlicher Gebetsruf kündigt die Fälligkeit des Gebets an und dann wird das Gebet von allen Bewohnern der Gegend verrichtet, wobei man folgende Worte Allâhs des Erhabenen vor Augen hat: „Wehe nun den Betenden, denjenigen, die auf ihre Gebete nicht achten“ (Sûra 107:4-5). Ibn Kathîr sagte als Exegese dieses Qurân-Verses: „»Wehe nun den Betenden«, das bedeutet diejenigen, die das Gebet gewöhnlich einhalten. Über die Worte »denjenigen, die auf ihre Gebete nicht achten« gibt es folgende Aussagen:

1. Ibn Abbâs sagte: … auf ihre Verrichtung gänzlich.

2. Masrûq und Abû Ad-Duhâ sagten: … auf ihre Verrichtung zu ihrer islâmisch vorgegebenen Zeitspanne; sie verschieben sie also bis nach Ablauf der Zeitspanne. 3. … oder auf ihre Verrichtung zu Beginn ihrer Zeitspanne; sie verschieben sie daher immer oder meistens bis zum Ende ihrer Zeitspanne verschieben.

4. … oder auf ihre Verrichtung hinsichtlich ihrer Elementarpflichten und geforderten Bedingungen. 

5. … oder auf die Demut in ihnen und auf das Nachsinnen über ihre Bedeutungen.“ 

Ibn Kathîr sagte: „Die Formulierung umfasst all diese Erklärungen.“

Atâ`a Ibn Dinâr sagte: „Dank sei Allâh, Der sagt: »denjenigen, die auf ihre Gebete nicht achten«, und nicht sagt: diejenigen, die in ihren Gebeten nicht Acht geben.«“»

Das Gebet erzieht uns zu vorzüglichen Charaktereigenschaften:

1. Das Gebet wird oft mit dem Sagen von Gutem zusammen erwähnt. Allâh der Erhabene sagt: „Und als Wir mit den Kindern Isra'ils ein Abkommen trafen: Dient keinem außer Allâh! Und zu den Eltern sollt ihr gütig sein und zu den Verwandten, den Waisen und den Armen! Und sagt Gutes zu den Menschen, verrichtet das Gebet und entrichtet die Abgabe. Danach kehrtet ihr euch – bis auf wenige von euch – ab; ihr seid ja Widerstrebende.“ (Sûra 2:83), und zwar deswegen, damit der Betende kein schlechtes Wort ausspricht, damit er nur Versöhnendes und Gutes sagt, weder lügt noch Schlechtes über andere sagt oder beschimpft, flucht oder Unzüchtiges redet. Damit er aber mit seiner Zunge Güte und Tugend verbreitet, nur das gute Wort verwendet, das Wort der Versöhnung und des Glaubens und nur die besten Worte im Umgang mit anderen Menschen benutzt, denn das Wort spielt bei der Besserung der Gesellschaft, deren geistigen und kulturellen Lebens sowie der Bildung seelischer und sozialer Beziehungen innerhalb dieser Gesellschaft eine entscheidende Rolle.

2. Das Gebet wird ferner mit dem Verhindern von Unterdrückung und illegalem Vorgehen gegenüber anderen in Verbindung gebracht, und zwar in Bezug auf deren Vermögen, Leben und Ehre und aller Angelegenheiten. Dazu sagt Allâh der Erhabene: „Siehst du nicht jene, zu denen gesagt wurde: »Haltet eure Hände zurück und verrichtet das Gebet und entrichtet die Abgabe«“ (Sûra 4:77), damit nämlich verbrecherische Handlungen und Aggression gänzlich beseitigt werden und die Gesellschaft in Frieden und Stabilität leben kann.

3. Das Gebet wird ebenfalls mit guten Taten, dem Aufrufen des Menschen zur Versöhnung und Rechtschaffenheit in Verbindung gebracht, um den Menschen zum guten Handeln zu erziehen und die Träume der Menschheit im Bereich Fortschritt und Versöhnung im Bereich der Zivilisation, Politik, Wirtschaft, Zusammenkünfte und Moral sowie in allen anderen Bereichen zu realisieren. Allâh der Erhabene sagt: „Und Wir gaben ihnen ein, gute Werke zu tun, das Gebet zu verrichten und die Abgabe zu entrichten. Und sie pflegten Uns zu dienen.“ (Sûra 21:73).

4. Das Gebet wird weiterhin mit dem Gebieten des Rechten und dem Verbieten des Unmoralischen und Verwerflichen in Verbindung gebracht. Allâh der Erhabene sagt: „Gewiss, das Gebet hält davon ab, das Schändliche und das Verwerfliche (zu tun)“ (Sûra 29:45). 

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