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Warum islâmische Geschichte? Teil 2

Warum islâmische Geschichte? Teil 2

Wer seine Vergangenheit nicht kennt, der kann seine Zukunft nicht gestalten. Dies führt zu Selbsttäuschung und Arroganz. Allâh der Allmächtige erinnert jeden Menschen immer wieder an seine eigene Geschichte, um ihn aus seiner Arroganz aufzurütteln. Allâh sagt: „Ist er nicht ein Tropfen von Samenflüssigkeit, die ausgespritzt wird, hierauf ein Anhängsel gewesen? Da hat Er erschaffen und zurechtgeformt“ (Sûra 75:38). „Sieht denn der Mensch nicht, dass Wir ihn aus einem Samentropfen erschaffen haben, und doch ist er sogleich ein deutlicher Widersacher“ (Sûra 36:77).

In den Sûren Al-Fîl und Quraisch erinnert Allâh der Erhabene die Quraisch an Seine Wohltaten an ihnen und spornt sie an, aus der Geschichte eine Lehre zu ziehen. Der Allmächtige sagt: „Siehst du nicht, wie dein Herr mit den Leuten des Elefanten verfuhr?“ (Sûra 105:1). „Für die Vereinigung der Quraisch, ihre Vereinigung während der Reise des Winters und des Sommers. So sollen sie dem Herrn dieses Hauses dienen, Der ihnen Speise nach ihrem Hunger gegeben und ihnen Sicherheit nach ihrer Furcht gewährt hat“ (Sûra 106:1-4).

Allâh befiehlt den Muslimen im Qurân wiederholt, die Erkenntnisse aus der Geschichte vergangener Völker zu beobachten, zu berücksichtigen und darüber nachzudenken. Die Unterweisung der Muslime in der moralischen und geistigen Geschichte früherer Völker scheint einer der Schwerpunkte des Qurân zu sein. Die Tatsache, dass der Großteil von Allâhs letzter Botschaft aus Geschichten über den moralischen Kampf früherer Völker besteht, ist ein Hinweis auf die Bedeutung, Geschichte mit der richtigen Einstellung zu studieren, um Lehren daraus zu ziehen. Im Folgenden sind einige Erkenntnisse aufgeführt, die aus der qurânischen Sichtweise der Geschichte gezogen werden können.

(i) Universalität der Lehren: Die Lehren aus dem Aufstieg oder Fall einer Gemeinschaft in der Vergangenheit sind für die gesamte Menschheit gültig, denn es gibt einige unveränderliche, universelle Gesetze oder Prinzipien, die für alle Nationen je nach ihren jeweiligen Umständen gelten. Der Qurân nennt diese Sunan Allâhs (Gesetzmäßigkeiten) des Allmächtigen: „Du wirst in Allâhs Gesetzmäßigkeit keine Änderung finden, und du wirst in Allâhs Gesetzmäßigkeit keine Abwandlung finden“ (Sûra 35:43).

(ii) Moralisch-spirituelle Interpretation: Während neuzeitliche Historiker sich auf verschiedene Dimensionen der Geschichte konzentrieren und gemäß ihren religiösen Überzeugungen unterschiedliche Grundlagen für die Interpretation der Geschichte anbieten, ist die Grundlage der qurânischen Geschichtserzählung ausdrücklich moralisch und spirituell. Mit anderen Worten: Allâh der Allmächtige verlangt von uns, dass wir in erster Linie die moralischen Aspekte der Geschichte eines Volkes betrachten. Völker fallen zum Beispiel nicht in erster Linie aufgrund von wirtschaftlichem Versagen, sondern aufgrund des moralisch-geistigen Versagens, wirtschaftliche Gerechtigkeit auf der Grundlage des richtigen Glaubens an und des Gehorsams gegenüber Allâh dem Allmächtigen richtig zu verteilen. In Sûra Al-Arâf fasst Allâh der Allmächtige die Lehren aus diesen Geschichten zusammen, nachdem er mehrere Geschichten von Begegnungen zwischen den Propheten Allâhs und ihrem ungläubigen Volk erzählt: „Hätten aber die Bewohner der Städte geglaubt und wären sie gottesfürchtig gewesen, hätten Wir ihnen bestimmt Segnungen von dem Himmel und der Erde aufgetan. Aber sie erklärten (die Botschaft) für Lüge, und so ergriffen Wir sie für das, was sie erworben hatten“ (Sûra 7:96).

(iii) Eine moralische Lehre aus der Geschichte zu ziehen, ist Pflicht: Die Ursache für den Untergang der Völker besteht darin, dass diese keine moralische Lehre aus der Geschichte ihrer Vorfahren gezogen haben und dachten, es gälte nicht für sie. Allâh der Allmächtige sagt: „Und nichts anderes hielt die Menschen davon ab zu glauben, als die Rechtleitung zu ihnen kam, außer dass sie sagten: ‚Hat denn Allâh ein menschliches Wesen als Gesandten geschickt?‘ Sag: Wenn es auf der Erde Engel gäbe, die (da) in Ruhe umhergingen, hätten Wir ihnen vom Himmel wahrlich einen Engel als Gesandten hinabgesandt“ (Sûra 17:94-95).

(iv) Die Geschichte ist der beste Weg, um zu lehren und zu warnen: Der Qurân hätte ein Buch mit abstrakten Theorien von Gesetzen sein können, mit denen Gesellschaften regiert werden, oder einfach eine Liste von Geboten und Verboten. Doch die Tatsache, dass unser Schöpfer der Allweise das Erzählen von Geschichten als zentrales Mittel zur Warnung und Erziehung der Menschheit gewählt hat, bedeutet notwendigerweise, dass die Menschen eine Veranlagung haben, von den Beispielen anderer zu lernen. Erfolgreiche Lehrer und Prediger des Islâm haben immer ein gutes Gespür für die Geschichte.

(v) Die Geschichte der gesamten Menschheit ist relevant: Mit islâmischer Geschichte meinen wir oft die Geschichte der Muslime. Aber der Qurân ist voll von Geschichten über abtrünnige Völker. Wir schließen daraus, dass, solange der Rahmen der Geschichte von moralisch-geistiger Natur ist, kein Teil der menschlichen Geschichte für die Gläubigen irrelevant ist.

(vi) Geschichte wiederholt sich: Es ist zu einem Klischee geworden, dass sich die Geschichte wiederholt. Dies ist insofern wahr, als dass alle Gefechte zwischen Gut und Böse an den von Allâh des Allmächtigen festgelegten universellen Gesetzmäßigkeiten gebunden sind. Um der muslimischen Umma ihre potenziellen Fehler aufzuzeigen, konzentriert sich der Qurân auf die moralischen Geschichten der Kinder Israels, denn sie waren, wie einige Gelehrte bemerkt haben, „die einstige muslimische Umma“.

(vii) Das systematische Erlernen der Geschichtswissenschaft ist eine Grundvoraussetzung: Die abschließende und endgültige Botschaft Allâhs des Allmächtigen – der Qurân – ist ein Buch der Rechtleitung und enthält alle grundlegenden Prinzipien und allgemeinen moralischen Ermahnungen, die bis zum Tag des Jüngsten Gerichts allen Menschen genügen werden, welche nach Allâh streben. Der Qurân ist kein Geschichtsbuch; die Art und Weise, wie er Geschichten erzählt, setzt ein gewisses Maß an Wissen über die Geschichte voraus, die erzählt wird. Hätten die Quraisch zum Beispiel nichts von den Âd, Thamûd und die Vernichtung der Armee von Abraha und seinen Elefanten gewusst, wären die qurânischen Verweise auf diese Ereignisse sinnfrei. Der Qurân liefert eine moralische Interpretation zum Leben des Menschen und gibt viele lehrreiche Beispiele. Allerdings ist es Pflicht für Muslime, geschichtliche Fakten so genau und objektiv wie möglich zu erlernen, damit die qurânischen Prinzipien korrekt angewendet werden können, weil die Erfüllung der Voraussetzungen einer Pflicht ebenfalls eine Pflicht darstellt. Das objektive Erlernen der Geschichtswissenschaft ist daher Pflicht für die muslimische Umma, ohne die sie keinen vollen Nutzen aus der Botschaft des Qurân ziehen kann.
 

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