Reicht es, der Rezitation des Qurâns zuzuhören oder muss man ihn auch lesen? Ich tue dies, damit bei mir nicht eine Vernachlässigung des Qurâns eintritt, wovor wir Zuflucht suchen.
Der Lobpreis gebührt Allâh und möge Allâh Seinen Gesandten sowie dessen Familie und Gefährten in Ehren halten und ihnen Wohlergehen schenken!
Zuerst möchten wir festhalten, dass die Rezitation des Qurâns nicht schon an sich eine absolute Pflicht darstellt. Sie ist vielmehr eine Form der Anbetung mit großem Lohn und hierzu gibt es klare Empfehlungen. So überliefert Ibn Mas‘űd (möge Allâh mit ihm zufrieden sein), dass der Gesandte (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Wer einen Buchstaben vom Buche Allâhs liest, erhält eine Belohnung. Und die Belohnung wird verzehnfacht. Ich sage nicht, dass Alif-Lâm-Mîm ein Buchstabe sei, sondern Alif ist ein Buchstabe, Mîm ein Buchstabe und Lâm ein Buchstabe“ (At-Tirmidhî, sahîh nach Al-Albânî).
Imâm An-Nawawî sagt im Kommentar zum Sahîh Muslim: „Die von Allâh am meisten geliebten Worte (in einer anderen Überlieferung: „die vorzüglichsten Worte“) sind Subhânallâh wa bi-Hamdihi (Wie unvergleichlich und frei von Mängeln ist Allâh und Ihm steht das gesamte Lob zu). Dies gilt bereits für die vom Menschen gesprochenen Worte. Um wie viel vorzüglicher ist erst der Qurân! Die Rezitation des Qurâns ist daher vorzüglicher als jede Lobpreisung (Tasbîh) und Bestätigung der göttlichen Einheit (Tahlîl: Lâ ilâha illa-llâh), die ohne bestimmten Anlass gesprochen werden. Hält man sich an die überlieferte und empfohlene Zeit und Form des Dhikrs, so ist dies vorzüglicher als in nicht vorgegebenen Zeiten.
Es liegt gewaltiger Lohn und viel Gutes darin, der Rezitation des Qurâns zu lauschen. Doch den Qurân selbst zu rezitieren, erwirkt mehr Belohnung als das reine Hören.
Was nun die Frage nach dem Hören des Qurâns anbelangt, ohne ihn selbst zu lesen, damit es nicht zu einer Vernachlässigung des Qurâns kommt, so muss gesagt werden, dass hiermit nur eine von verschiedenen Formen der Vernachlässigung vermieden wird. Eine Vernachlässigung des Qurâns kann auf unterschiedliche Weisen auftreten, wobei manche weniger gravierend sind als andere.
So sagt Ibn Al-Qayyim in seinem Werk Al-Fawâ’id: „Die Vernachlässigung des Qurâns hat verschiedene Erscheinungsformen:
All diese Formen werden abgedeckt durch das Wort des Erhabenen: „Und der Gesandte sagt: ‚O mein Herr, mein Volk mied diesen Qurân unter Missachtung‘“ (Sűra 25:30), auch wenn natürlich manche Formen der Missachtung weniger schlimm sind als andere.
Ibn Kathîr schreibt in seinem Qurânkommentar: „Der Erhabene hat mit dem obigen Qurânvers etwas von Seinem Gesandten und Propheten Muhammad (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) berichtet, da die Götzendiener nicht auf den Qurân hören wollten. So sagt der Erhabene: „Diejenigen, die ungläubig sind, sagen: ‚Hört nicht auf diesen Qurân, und führt dazwischen unbedachte Reden‘“ (Sűra 41:26). Immer wenn den Götzendienern der Qurân verlesen wurde, machten sie Lärm und redeten dazwischen, damit man nichts vom Qurân hört. Das war ihre Form von Missachtung.“
Wir empfehlen dem Fragenden, sowohl den Qurân selbst zu rezitieren als auch zu anderen Zeiten der Rezitation zuzuhören, weil in beiden Handlungen viel Gutes liegt.
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