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Islâmische Lebensweise - Teil 8: Motive und Anreize

Islâmische Lebensweise - Teil 8: Motive und Anreize

Motive und Anreize

 
Diese islâmische Vorstellung vom Menschen und seiner Stellung im Universum bringt auch jene treibenden Kräfte hervor, die den Menschen dazu bewegen können, im Einklang mit dem ethischen Gesetz zu handeln. Die Tatsache, dass der Mensch freiwillig und bereitwillig Gott als seinen eigenen Schöpfer anerkennt und Gehorsam gegenüber Gott zu seinem Lebensgrundsatz macht und sich bemüht, Sein Wohlgefallen in all seinem Tun zu erlangen, bietet ausreichenden Ansporn, um den Geboten zu gehorchen, von denen er glaubt, dass sie von Gott kommen. Daneben liefert der Glaube an den Tag des Gerichts ebenso wie der Glaube daran, dass jeder, der die göttlichen Gebote befolgt, ganz gewiss ein gutes Leben im Jenseits, dem ewigen Leben haben wird, welchen Schwierigkeiten und Behinderungen er auch immer in dieser vergänglichen Lebensphase ausgesetzt sein mag, einen starken Ansporn zur Führung eines rechtschaffenen Lebens.
 
Dagegen ist der Glaube daran, dass jeder, der die Gebote Gottes in dieser Welt übertritt, ewige Strafe erleiden muss, einerlei was für ein oberflächlich betrachtet angenehmes Leben er während dieses zeitweiligen Aufenthalts auch geführt haben mag, eine wirksame Abschreckung gegen Übertretungen des ethischen Gesetzes. Wenn diese Hoffnung und diese Furcht tief im Herzen verankert und fest verwurzelt sind, werden sie eine starke treibende Kraft sein, die den Menschen zu guten Taten veranlasst, selbst dann, wenn deren weltliche Folgen schädlich oder ohne Nutzen zu sein scheinen, ebenso wie sie ihn von Üblem selbst dann abhält, wenn es sich äußerst anziehend und lohnend ausnimmt.
 
Das zeigt klar und deutlich, dass der Islâm ein fest umrissenes Kriterium zur Unterscheidung zwischen gut und schlecht besitzt, seine eigene ethische Gesetzesquelle und seine eigene Sanktion und treibende Kraft. Mit ihrer Hilfe setzt er die wohlbekannten und allgemein anerkannten moralischen Tugenden in allen Lebensbereichen durch, nachdem er sie in einem ausgewogenen und allumfassenden Schema miteinander verwoben hat. Es ist also durchaus gerechtfertigt zu behaupten, dass der Islâm eine eigene vollkommene ethische Wertordnung besitzt. Diese Wertordnung weist viele Merkmale auf, die nur ihr zu eigen sind.
 
Ich will mich mit den drei wichtigsten von ihnen befassen, die meiner Meinung nach als besonderer Beitrag zur Ethik bezeichnet werden können.
 
Bezeichnende Merkmale der ethischen Wertordnung im Islâm
 
1. Dadurch, dass die Erlangung des göttlichen Wohlgefallens zum Zweck des menschlichen Daseins erhoben wird, ist das höchstmögliche Niveau sittlichen Verhaltens aufgezeigt. Dadurch eröffnen sich der ethischen Entfaltung der Menschheit grenzenlose Möglichkeiten. Indem die göttlichen Offenbarungen zur Hauptquelle des Wissens gemacht werden, wird den moralischen Maßstäben Dauerhaftigkeit und Stabilität verliehen, wobei zwar ein angemessener Spielraum für wirklich notwendige Berichtigungen, Anpassungen und Neuerungen geboten wird, nicht aber für Verfälschungen, willkürliche Variationen, atomistischen Relativismus oder moralische Haltlosigkeit. In der Liebe und der Furcht vor Gott, die den Menschen zwingen, dem ethischen Gesetz auch ohne jeglichen Druck von außen zu gehorchen, ist die Sanktion für das sittliche Verhalten begründet.
 
Im Glauben an Gott und an den Tag des Gerichts liegt die treibende Kraft, die es dern Menschen ermöglicht, sich ernsthaft und aufrichtig, in tiefer Demut des Herzens und der Seele, um ein sittliches Verhalten zu bemühen.
 
2. Die ethische Wertordnung im Islâm tritt weder durch einen missverstandenen Drang zu Originalität und Innovationen für neuartige moralische Tugenden ein, noch sucht sie die Bedeutung der allgemein anerkannten Moralmaßstäbe herabzusetzen oder einigen übertriebene Wichtigkeit beizumessen, während sie andere grundlos vernachlässigt. Vielmehr werden alle allgemein anerkannten Tugenden aufgegriffen und jeder von ihnen mit einem Sinn für Ausgewogenheit und Proportion der passende Platz und die für sie zutreffende Funktion im gesamten Lebensplan zugewiesen. Dabei wird ihr Anwendungsbereich so erweitert, dass sie jeden Aspekt des menschlichen Lebens, sowohl des Einzelnen wie der Gemeinschaft, erfassen – den häuslichen Bereich ebenso wie das Verhalten als Bürger und die Aktivitäten auf politischem, wirtschaftlichem, juristischem, erzieherischem und sozialem Gebiet. Diese Wertordnung erstreckt sich auf das Leben des Menschen zu Hause bis hin zur Gesellschaft, vom Esstisch bis zu den Schlachtfeldern und Friedenskonferenzen, buchstäblich von der Wiege bis zur Bahre.
 
Kurz, kein Lebensbereich ist von der universalen und umfassenden Anwendung der islâmischen Moralgrundsätze ausgenommen. Dem sittlichen Verhalten kommt die höchste Bedeutung zu und es wird gewährleistet, dass die Angelegenheiten des täglichen Lebens statt von egoistischen Zielen und untergeordneten Belangen von hohen Moralgrundsätzen beherrscht werden.
 
3. Die islâmische Wertordnung sieht für den Menschen eine auf dem Guten begründete und von allem Übel freie Lebensweise vor. Sie veranlasst die Menschen, Tugend nicht nur zu praktizieren, sondern die Tugend auch hochzuhalten und die Lasterhaftigkeit auszumerzen, Gutes zu gebieten und Schlechtes zu verbieten. Nach ihrem Willen soll die Gewissensentscheidung Vorrang genießen, während die Tugend nicht unterdrückt und nach dem Übel auf den zweiten Platz verwiesen werden darf. Diejenigen, die diesem Ruf folgen und sich zu einer Gemeinschaft (Umma) zusammenschließen, werden «Muslime» genannt. Und das einzige Ziel, das der Gründung der Gemeinschaft (Umma) zugrunde liegt ist, dass aufeinander abgestimmte Anstrengungen unternommen werden, um das Gute zu gebieten und durchzusetzen und das Schlechte zu verwehren und auszumerzen. Es wäre ein Unglück für diese Gemeinschaft und für die ganze Welt, wenn die Bemühungen eben dieser Gemeinschaft jemals darauf ausgerichtet sein sollten, dem Schlechten Vorschub zu leisten und dem Guten Hindernisse in den Weg zu legen.
 
 

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